Hinweise auf die Herkunft des Flame-Virus: USA und Israel bastelten gemeinsam
Der kürzlich aufgetauchte Flame-Virus wurde wohl von den USA und Israel gemeinsam erstellt. Wie auch Stuxnet sollte die Schadsoftware Irans Atomprogramm angreifen.
WASHINGTON afp | Die USA und Israel haben einem Zeitungsbericht zufolge gemeinsam den im Mai aufgetauchten Computervirus Flame als Teil ihrer Cyber-Angriffe auf das iranische Atomprogramm entwickelt. Die Washington Post erfuhr von mit dem Vorgang vertrauten Vertretern westlicher Staaten, dass Flame eingesetzt worden sei, um iranische Computernetzwerke auszuspähen. Das israelische Militär habe dabei mit den US-Geheimdiensten zusammengearbeitet, berichtete die Zeitung am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe.
Flame wurde dem Bericht zufolge in Computer iranischer Behördenvertreter eingeschleust und lieferte Informationen für digitale Attacken auf das iranische Nuklearprogramm mit Schadsoftware wie dem Computerwurm Stuxnet, der im Jahr 2010 in der Atomanlage Natans großen Schaden angerichtet hatte. Die US-Regierung nimmt zu den Spekulationen über einen laufenden Cyber-Krieg gegen Teheran keine Stellung. Ein früherer ranghoher US-Geheimdienstvertreter sagte der Washington Post aber, Flame diene dazu, „das Schlachtfeld für eine weitere verdeckte Aktion“ zu bereiten.
Von dem Virus betroffen waren vor allem Ziele im Nahen und Mittleren Osten, wobei Flame es früheren Medienberichten zufolge insbesondere auf Dokumente im Zusammenhang mit dem umstrittenen iranischen Atomprogramm abgesehen hatte. Als mutmaßliche Verursacher des Virus' wurden deshalb umgehend die USA und Israel vermutet. Flame war im Mai von dem russischen Antivirus-Unternehmen Kaspersky Lab identifiziert worden.
Die New York Times hatte Anfang Juni berichtete, dass US-Präsident Barack Obama seit seinem Amtsantritt vor dreieinhalb Jahren die Cyberangriffe auf den Iran deutlich verstärkt hat. Diese Angriffe mit Computer-Viren und anderen Schadprogrammen hätten schon unter seinem Vorgänger George W. Bush begonnen und seien die ersten der USA, die sich gegen ein anderes Land richteten. Laut NYT will Washington damit einen nuklear bewaffneten Iran verhindern und einen angedrohten Militärangriff von Israel auf iranische Anlagen abwenden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden