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HinterhergehinktToll – vor Herne

■ Bremen hat keine Zukunft, sagt Focus, aber das Leben ist hier trotzdem schön

Was haben Bremen und Bergisch Gladbach gemeinsam? Genau: das B am Anfang und die Zukunft. Denn da haben sie dasselbe Potenzial, verkündet der aktuelle „Focus“ in seinem Städtetest: 67. Das ist nicht etwa viel, das ist wenig. Dahinter liegen nur noch Orte wie Pforzheim, Wolfsburg, Gera oder Remscheid – Daseinsformen, die in Reclams Serie „Öde Orte“ sämtlich Ehrenplätze einnehmen könnten. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: In Bremen lebt es sich am viertbes-ten. Sagt „Focus“.

83 Städte von Aachen bis Zwickau hat das Münchner Magazin das Meinungsforschungsinstitut Empirica Delasasse testen lassen. Bremen kommt auf Platz 22, vor Mönchengladbach und nach Bochum. Auf den Plätzen 1 bis 3: Hamburg, Köln, München.

Das Spiel geht so: Wer in den drei Bereichen Zukunftspotenzial, Wirtschaftskraft und Lebensqualität die niedrigsten, das sind in diesem Fall die besten Werte hat, gewinnt. Die Tester verglichen nach 45 Indikatoren, darunter Studentenzahlen, börsennotierte Unternehmen, Anzahl von Szene- und Nachtclubs, Gehaltsniveau, Lebensunterhaltungskosten et cetera. Statt sich in Details zu verlieren, liefert „Focus“ einen allgemeinen Text zum Ranking und verweist ansonsten auf die komplette Studie, Preis: 198 Mark inklusive Porto und Versand.

Beim Zukunftspotenzial schneidet Bremen also schlecht ab (zum Vergleich: Hamburg hat darin eine 4, Osnabrück eine 23, sogar Bremerhaven ist besser: 57). In Sachen Wirtschaftskraft ist Bremen ein biss-chen besser, sein Wert: 44 (Hamburg: 7, Osnabrück: 31, Bremerhaven: 54, ganz hinten: Recklinghausen und Herne, 81). Aber in Sachen Lebensqualität steht Bremen auf Platz 4 hinter Stuttgart, Köln und Hamburg (Bremerhaven: 45).

So. Was lernen wir? In Bremen ist gut leben, aber schlecht arbeiten? Leben und Arbeiten widersprechen einander? Schließen einander aus? Wuss-ten wir das nicht längst? sgi

Der ultimative Lesetipp: Öde Orte, Teil 1 und 2, Reclam Leipzig, 1998 und 1999, 19 Mark und 19,80 Mark.

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