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HinterhergeheultAdiletten für Bremen?

■ Keine WM – und jetzt noch der Vergleich mit Ludwigshafen

Am Boden liegen wir schon, wir elend betrogenen FreundInnen des deutschen Fußballs. Jetzt treten sie nach. Keine WM 2006 in Bremen, aber jetzt auch noch nicht mal die als Ausgleich versprochenen Länderspiele. Die vier Heimspiele für die Qualifikation zur Europameisterschaft 2004 hat der Deutsche Fußball Bund (DFB) sämtlich anderweitig vergeben. Ein Gespräch mit DFB-Pressesprecher Wolfgang Niersbach über eine derzeit schwer belastete Beziehung.

taz: Würden Sie sich jetzt nach Bremen trauen, Herr Niersbach?

Wolfgang Niersbach: Ja, weil ich in Bremen sehr gute Freunde habe. Ich habe auch keinerlei Angst vor der Begegnung mit Herrn Dr. Böhmert (Aufsichtsratschef vom SV Werder, die Red.), weil ich ihn unglaublich schätze und wir viel gemeinsam gemeistert haben.

Aber Bremen fühlt sich aufs Tiefste gedemütigt. Sehen Sie das nicht auch so?

Nein. Alle Beteiligten wussten: Es ist ein Wettbewerb von 16 Bewerbern um schlussendlich zwölf Austragungsorte. Also musste jeder damit rechnen, zu den Verlierern zu gehören. So wie wir auch damit rechnen mussten, bei der WM insgesamt zu verlieren. Ich komme aus Düsseldorf. Mein persönlicher Frust ist, dass Düsseldorf nicht dabei ist.

Aber jetzt kriegen wir noch nicht mal die versprochenen Länderspiele!

Diese Zusage steht nach wie vor. In den letzten 14 Tagen vor WM-Beginn darf in den WM-Stadien gar nicht gespielt werden, da müssen andere sehr gute Stadien bereitgestellt werden – da sehen wir ganz klar Bremen. Die Brasilianer haben '74 in Ludwigshafen gespielt. Vielleicht möchte sich Bremen ja auch anbieten – ähnlich wie Leverkusen –, Stammquartier für eine der Mannschaften zu werden. Das müssen Gespräche ergeben. Wir suchen das Gespräch. Wenn die ersten Wogen der Erregung vorbei sind, wird das sicher stattfinden.

Kriegen wir denn wenigstens die Hall of Fame?

Da kann ich jetzt keine verbindliche Aussage machen, weil hier auch die Fußball-Liga ein entscheidendes Wort mitzureden hat.

Hat Bremen überhaupt eine Chance als Nicht-Austragungsort?

Die Hall of Fame hat ja mit der WM nichts zu tun. Der Gedanke eines Fußball-Museums ist nicht neu – da sind die Gelsenkirchener interessiert, da gibt es Bemühungen von Frankfurt, da gibt es Konzeptionen von verschiedenen Agenturen. Das mit Bremen war mir persönlich neu, so dass ich mich jetzt mit einer Einschätzung schwer tue.

Aber ein paar Länderspiele kriegen wir?

Nageln Sie mich auf keine Zahl fest. Bremen bleibt auf der Weltkarte des Fußballs, selbstverständlich.

Vielleicht spendieren Sie uns bis dahin ein paar ausgetretene Schuhe von Franz Beckenbauer?

Nein. Der hat keine mehr. Vielleicht hat er noch ein paar Adiletten, die kommen dann ins Museum.

Fragen: Susanne Gieffers

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