■ Hinterbank: Grauslicher Demokrat
„Da wendet sich der Demokrat mit Grausen!“ Heiner Rathje (CDU) sonderte starken Tobak ab, um für den ungezügelten Genuß von Tabak im Abgeordnetenhaus zu kämpfen. NichraucherInnen aller Couleur hatten sich geeinigt, die Qualmerei in der Lobby gänzlich und im Casino teilweise zu untersagen. „Gesinnungsdiktatur“ polterte Rathje. Er setze „nicht auf Verbote, sondern auf Vernunft“. Mit anderen Worten: Wenn die Nichtraucher schön bäten, sei mit der Verpesterei bald Schluß. Wer's glaubt, kriegt Lungenkrebs. Den wollte die Parlamentsmehrheit nicht und verbannte den Rauch.
Selbst die 1848er-Revolution bemühte der Weddinger Rathje. Die bürgerlichen Umstürzler hätten als eine ihrer ersten Maßnahmen das Rauchverbot auf der Straße aufgehoben. Die PDS-Abgeordnete Gesine Lötzsch gab listig zurück, ob wohl „nur ein Raucher ein guter Demokrat sein kann?“
Aber damit war die erfreulich offene Redeschlacht um eine unverqualmte Lobby und eine rauchfreie Zone im Parlamentscasino noch nicht geschlagen. Heike Liesfeld (SPD) stänkerte, ob man nicht gleich auch den Alkoholkonsum im Hause des Volkes verbieten wolle. Liesfeld möge sich um entsprechende Mehrheiten bemühen, sagte der grüne Anti-Nikotin- Aktivist Bernd Köppl charmant seine Unterstützung zu. Nur solle sie bedenken: Anders als der Raucher schädige der Säufer nur sich selbst „und nicht seinen Nachbarn“. cif
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