■ Hinterbank: Schwarzgrüne Gespräche
Vielleicht ist es der Weißwein, der am Tresen im Casino des Abgeordnetenhauses die Zunge des CDU-Abgeordneten aus dem Wirtschaftsausschuß lockert. „Ich will ihnen mal was sagen“, will der Mann mit Schlips und Hornbrille dem wirtschaftspolitischen Sprecher der Bündnisgrünen, Raimund Helms, sagen und sagt es auch, „im Wirtschaftsausschuß haben wir schon seit vier, fünf Jahren eine schwarzgrüne Koalition“. Das massige Raimund Helms, mit engem Sweatshirt und ausgeleierter Jogging-Hose in betont anti-etabliertem Dress, nickt brav.
Auch der Christdemokrat und Bürgerrechtsanwalt Lehmann-Brauns kann sich am Casino-Tresen eine schwarz-grüne Koalition vorstellen. Helms gehöre in der bündnisgrünen Fraktion zu den „bürgerlichen Leuten“, bekräftigt er.
Diese Zuordnung gefällt dem grünen CDU-Freund und innerparteilichen Fundamentalisten, der lässig an die Theke lehnt, allerdings nicht. Er sei auf eine Regierungsbeteiligung überhaupt nicht scharf, kontert Helms. Schließlich werde die Macht des Senats überschätzt. Außerdem gebe es in Berlin gar keine Grundlage für Schwarzgrün, höchstens eine „atmosphärische Verbesserung“ zwischen CDU und Bündnisgrünen. CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky ist später erleichtert über diese Formulierung, quält ihn doch sein Haß auf Helms Fraktionschef Wolfgang Wieland wegen dessen K-Gruppen- Vergangenheit. Die blutunterlaufenen Augen hat Landowsky aber schon gehabt, bevor er sich über Wielands politische Herkunft ereifert.
Eine schwarzgrüne Koalition gibt es dennoch weiter. Alle vierzehn Tage am Donnerstag während der Plenarsitzungen im Casino des Abgeordnetenhauses. Weißwein muß selbst bezahlt werden. Dirk Wildt
wird fortgesetzt
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