: Hilfe für gequälte Kreaturen
■ Britische Reederei will Tiertransporte einstellen
Bonn (epd) – Die britische Reederei P & O (Peninsular and Oriental Steam Navigation Company) will keine Tiertransporte mehr auf ihren Fährschiffen zwischen England und dem europäischen Festland annehmen. Falls die Europäische Union (EU) in den nächsten Wochen keine verbesserte Regelung für die Transporte von Lebendvieh vorlege, werde das Fährunternehmen diese ab Ende September einstellen, sagte Pressesprecher Hans-Jürgen Gollner, gestern. Die Reederei ist eigenen Angaben zufolge Marktführer beim Personen- und Gütertransport über den Ärmelkanal.
Wie Gollner erläuterte, hätten bereits seit längerem Tierschutzorganisationen und Öffentlichkeit das Fährunternehmen zu diesem Schritt gedrängt. Vorstöße bei den Transportunternehmen, für bessere Bedingungen während des langen Transports auf Lastwagen zu sorgen, hätten nichts bewirkt. Der Unternehmenssprecher sagte, daß ein Stopp der Tiertransporte kurzfristig wirtschaftliche Nachteile habe. Bei einer Fortsetzung der Transporte unter den derzeitigen Bedingungen sei der Schaden mittelfristig allerdings größer. Laut Gollner werden jährlich zwischen 2,5 und 3 Millionen Tiere, überwiegend Rinder und Schafe, im Wert von einer halben Milliarde Mark auf dem Seeweg von Großbritannien auf den Kontinent transportiert. Der Umsatz von P&O im Kanalgeschäft wird auf rund 1,5 Milliarden Mark beziffert.
Die heutigen EU-Bestimmungen enthalten keine zeitlichen Vorgaben darüber, in welchen Abständen Tiere während des Transports zu füttern und zu tränken sind. Im Juni war eine belgische EU-Initiative gescheitert, die vorsah, daß Lebendvieh auf dem Transport maximal 22 Stunden ohne Fütterung bleiben darf. Die Tränke sollte spätestens nach 15stündigen Transport erfolgen. Die Bundesregierung, die bis zum Jahresende den EU-Vorsitz innehat, hatte sich in der Vergangenheit mehrfach für eine Pause beim Transport nach jeweils acht Stunden eingesetzt.
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