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Hilfe für eine Versorgungslücke

■ Bremer „Zahnambulanz“ will verstärkt in Bosnien helfen / Bisher sieben Ambulanzen

Sieben funktionierende Zahnambulanzen, die die medizinische Versorgung der bosnischen und kroatischen Bevölkerung verbessern und ein großer Berg von neuen Schwierigkeiten – so sieht eine erste Bilanz der Bremer „Aktion Frauen und Kinder in Not – Zahnambulanz für Bosnien/Kroatien“ aus. Vor einem Jahr war die Idee entstanden, die Flüchtlinge im Krieg um Bosnien mit zahnmedizinischer Hilfe zu unterstützen, im Oktober wurden die ersten sechs Zahnambulanzen in Kroatien eingerichtet. Inzwischen haben die Bremer Helferinnen es geschafft, im belagerten bosnischen Tuzla eine Zahnarztpraxis auszustatten .

Elsbeth Rütten, Bremer Krankenschwester, hatte vor einem Jahr eine Versorgungslücke bei den bosnischen Flüchtlingen in Kroatien „entdeckt“. Keine der großen Hilfsorganisationen kümmerte sich intensiv um die zahnmedizinische Betreuung der Kriegsopfer. Der gezielte Einsatz von Vergewaltigungen, Verstümmelungen und Hunger gegen die bosnische Zivilbevölkerung hinterließ bei den Menschen schwere Schäden: Mangelernährung führte zu Zahnproblemen, gebrochene Kiefer und zerschlagene Gesichter blieben unversorgt, zerstörte Zähne wurden ohne jede Betäubung gezogen.

In Bremen sammelte die Gruppe um Elsbeth Rütten über das ganze Jahr 1993 Geld und Verbrauchsmaterial für die Zahnambulanzen in Kroatien. „Ich war erstaunt über soviel spontane Hilfsbereitschaft“, sagt Iris Woltmann von der Initiative. Insgesamt etwa 200.000 Mark an Geld- und Sachspenden von Privatleuten und großen Konzernen sind bisher zusammengekommen. Anfang Oktober brachte ein Transport die Behandlungsstühle, Röntgengeräte, Amalgamfüllungen und Bohrer an die dalmatinische Küste , wo sie für die Versorgung der bosnischen und kroatischen Flüchtlinge und für die kroatische Bevölkerung zur Verfügung stehen.

Die Versorgung auch der kroatischen Bevölkerung, die vom kroatischen Staat den bosnischen Flüchtlingen gegenüber sowieso schon bevorzugt werden, ist eine Kröte, die die Helferinnen schlucken mußten, um überhaupt in Kroatien arbeiten zu können. Die Helferinnen sehen, daß sie die Politik der kroatischen Regierung unterstüzen, die die BosnierInnen „inzwischen fast wie Gefangene hält“, meint Woltmann. „Die Hälfte unser Medikamente geht an Kroaten, aber das hat auch positive Seiten, denn so wird die Stimmung gegen die bosnischen Flüchtlinge nicht weiter geschürt“, sagt sie.

Für drei Monate reichen die Vorräte an Medikamenten und Verbandszeug, die mit dem Transport im Oktober und einem weiteren Transport vor einer Woche nach Kroatien gebracht wurden. „Das Problem ist es nicht, das Material hier zusammenzukriegen oder da unten zu verteilen – da haben wir eine gute Zusammenarbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund“, meint Woltmann. „Das Problem ist eher, unser Material auf die ASB-Transporte nach Kroatien zu bekommen.“

Für die Zukunft stehen der Hilfsinitiative, in deren „hartem Kern“ sechs Frauen aus medizinischen Berufen in ihrer Freizeit und ihren Ferien arbeiten, neue Aufgaben bevor. Die Hilfe soll nach Bosnien gebracht werden, wohin bisher nur einmal per UN-Hubschrauber Material geliefert wurde. Und die Hilfe für Bosnien wird sich auch mehr auf Überlebenshilfe konzentrieren: Schlafsäcke, Iso-Matten und Lebensmittel. „Wenn dieser Krieg irgendwann einmal vorbei ist, fängt die Arbeit erst richtig an“, sagt Iris Woltmann. „Dann muß da alles neu aufgebaut werden.“

bpo

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