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Hilfe für Schweine

■ SPD und FDP wollen sie retten / Keine Tierversuche für den V-Fall

Berlin (dpa/taz) – SPD- und FDP-Parlamentarier haben vom Bundesverteidigungsminsterium die Einstellung von Tierversuchen in der Wehrmedizin gefordert. Das Ministerium gab sich daraufhin gestern ganz unschuldig: Ein Sprecher der Hardthöhe betonte, das Ministerium selbst gebe doch gar keine Tierversuche in Auftrag. Es schließe lediglich mit Forschungseinrichtungen Verträge zur Bearbeitung wissenschaftlicher Problemstellungen.

Dabei, so die Darstellung des Ministeriums, würden Versuchstiere nur dann eingesetzt, wenn andere wissenschaftliche Methoden nicht zur Verfügung stünden und die zuständige zivile Aufsichtsbehörde die Zustimmung erteilt habe.

Die für 1994 für die wehrmedizinische Forschung veranschlagten Haushaltsmittel von insgesamt 16,3 Millionen Mark enthielten nach Darstellung des Ministeriums Kosten für Versuchstiere in Höhe von lediglich 85.000 Mark.

Dagegen sprach Bild am Sonntag von rund zehn Millionen Mark, die Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) für Tierversuche vor allem an Schweinen im nächsten Jahr ausgeben wolle. Die Springer- Zeitung bezog sich dabei auf Informationen aus der Regierungskoalition. Verwiesen wurde auf einen Rühe-Mitarbeiter, der einen „Reihenversuch mit 700 Schweinen“ geschildert habe, der zum Kernprogramm der wehrmedizinischen Forschung gehöre. Die Tiere würden einem Mehrfachschock durch „Schmerz, Blutverlust und Organversagen“ ausgesetzt. An den ohnmächtigen Tieren testeten Wissenschaftler, wie sie wiederbelebt werden könnten.

Der FDP-Abgeordnete Jürgen Koppelin verlangte, die „unnötige Tierquälerei in staatlichem Auftrag muß ein Ende haben“. Ebenso wie der SPD-Geschäftsführer Günter Verheugen forderte er einen Stopp aller Tierversuche im Auftrag in diesem Bereich.

Erst vor kurzem war auch das Innenministerium wegen Tierversuchen im Rahmen von Forschungsarbeiten zum Zivilschutz in die öffentliche Kritik geraten.

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