: „Hier wird es sonst zu langweilig“
■ 1. Europäischer Weiterbildungskongreß in Berlin eröffnet / Die Hardliner fordern neue „Qualifikationsprofile“ und japanische Disziplin / Arbeitslosigkeit kein Thema
Von Detlef Berentzen
Berlin (taz) - Es war nicht viel von einer „Qualifizierungsoffensive“ zu spüren auf dem „1. Europäischen Weiterbildungskongreß“, der am Donnerstag in Berlin eröffnet wurde. Und doch hatte der Berliner Senator für Wirtschaft und Arbeit, Elmar Prieroth (CDU), im Vorfeld der Veranstaltung einer solchen „Offensive“ im Hinblick auf drängende Fragen der Zukunft gesprochen. Solchen Allgemeinplätzen gab gestern der Vizepräsident der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Narjes, die entsprechende Konkretion. „Lebenslanges Lernen“ und nötige „Mobilität“ des „modernen Arbeitnehmers“ hießen eben, daß heute jeder damit zu rechnen habe, „im Laufe des Lebens mehrere Berufe zu ergreifen“. Den Forderungen nach enger Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft, die in letzter Zeit immer häufiger aus dem Bonner Bildungsministerium zu hören waren, mochte sich Narjes ebenfalls nicht verschließen: die sei aber noch völlig ungenügend, meinte er, bevor er dazu aufforderte, in das vorhandene „Humankapital“ durch Weiterbildung zu investieren. Die folgende Podiumsdiskussion unter der Moderation der Berliner Schulsenatorin Laurien (CDU) drehte sich denn auch hauptsächlich um die Frage, wie der Mensch an die „analogen“ und „digitalen“ Technologien anzupassen sei. Vielleicht war es diese Einmütigkeit, die Frau Laurien zu ein paar moderaten Einlagen veranlaßte. „Hier wird es sonst zu langweilig“. Einzig Gustav Fehrenbach, stellvertretender DGB– Vorsitzender, war differenzierter: Er wollte Weiterbildung nicht nur unter „marktpolitischen Aspekten“ begriffen wissen und auch nicht den künftigen „Wanderarbeiter“ küren. Fehrenbach war einer der wenigen, die in diesem Zusammenhang die „Arbeitslosigkeit“ erwähnten. Sein französischer Kollege Tissier von der CFDT stellte entsprechend auf „soziale Aspekte“ und die Forderung nach der „Qualifizierung aller“ ab. Seine Forderungen werden kaum Eindruck auf Karl–Heinz Najres gemacht haben. Der forderte unverdrossen „japanische Qualitäten“.
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