Heute billig. Morgen? Teuer!

Günstige Studentenbuden werden in den kommenden Jahren knapp. Wer eine Wohnung kauft, wird gefördert

von LARS KLAASSEN

Andrea Gohlke war angenehm überrascht, als sie Anfang März nach Berlin kam: „Ich habe problemlos eine finanzierbare Wohnung bekommen.“ Die Studentin ist aus ihrer Heimatstadt Köln anderes gewöhnt. „Dort liegen die Mieten um ein Vielfaches über dem, was hier verlangt wird.“ Wohnheimplätze sind andernorts eine heiß begehrte Rarität, und Kaltmieten für Einzimmer-Appartments von 600 Mark kalt gelten als Schnäppchen.

Nach wie vor gilt Berlin als Niedrigpreis-Stadt, nicht zuletzt auch auf dem Wohnungsmarkt. Doch es ist absehbar, dass sich in diesem Sektor einiges ändern wird.

„Die Situation für die hiesigen Studierenden ist bislang noch gut bis sehr gut“, weiß Klaus Kittel, Leiter der Abteilung Wohnungswesen beim Studentenwerk Berlin. Das Studentenwerk betreut in der Hauptstadt rund 45 Wohnheime. Insgesamt werden dem akademischen Nachwuchs dort etwa 13.000 Unterkunftsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.

Zum Sommersemester 2000 hat das Studentenwerk knapp 1.200 Mietverträge abgeschlossen. Im Herbst ist der Andrang erfahrungsgemäß wesentlich höher. Die Studentenbuden kosten zwischen 140 und knapp 400 Mark monatlich. „Noch ist das Angebot größer als die Nachfrage“, so Kittel. Doch in zwei bis drei Jahren werde dieses bislang positive Verhältnis voraussichtlich kippen. Geld für den Neubau von Wohnheimplätzen wird das Land Berlin auch dann noch nicht haben. Selbst die Instandhaltung des aktuellen Bestands ist problematisch. Kittel: „Die Einschnitte bei den Investitionen machen sich bemerkbar.“ Der Zustand der Wohnheime sei tendenziell verbesserungsfähig.

Ganz anders sieht das Bild jenseits der Studentenwohnheime aus: „Rund 500.000 Wohnungen sind in den letzten zehn Jahren in Berlin modernisiert oder instand gesetzt worden“, erläutert Petra Reetz, Pressesprecherin des Bausenats. Das sind beeindruckende Zahlen, doch gerade für junge Studierende nicht unbedingt gute Nachrichten. Kehrseite der Medaille: So richtig billige Wohnungen werden langsam knapp.

Die klassische Ostberliner „Einraum“-Wohnung mit Ofenheizung, Stelldusche Marke „Ahlbeck“ und Außenklo, die Anfang der Neunzigerjahre für gute 100 Mark zu haben war – und sei es „illegal“ zur Untermiete mit altem DDR-Mietvertrag –, gibt es heute so gut wie gar nicht mehr – vor allem nicht zu „sozialistischen“ Preisen.

„Berlin ist bislang noch eine klassische Mieterstadt“, so Carsten Rybka von der GSW Grundvermögens- und Vertriebsgesellschaft, kurz VVG. „Aber der Trend geht auch hier mittlerweile deutlich in Richtung Eigentum. Bei der Entwicklung des Mietspiegels, vor allem in Westberlin, rechnet sich ein Wohnungskauf zusehends.“ Die VVG ist eine Tochtergesellschaft der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin (GSW). 1995 speziell für den Verkauf von Wohnungen aus dem GSW-Bestand ins Leben gerufen, hat die VVG bislang knapp rund 8.000 Wohnungen vornehmlich an die bereits dort lebenden Mieter verkauft.

Lediglich freie Wohnungen werden Dritten zum Verkauf angeboten – und genau da ist sich Rybka sicher eine Marktlücke entdeckt zu haben: „Für die Eltern von Studierenden ist es doch günstiger, ihren Kindern eine Wohnung zu kaufen, statt Miete zu zahlen, die unwiderbringlich weg ist.“ Die VVG bietet deshalb vor allem in FU-Nähe zahlreiche Anderthalb- und Zweizimmerwohnungen bis zu 60 Quadratmetern zum Verkauf an. Der Clou: Die eigene Studentenbude wird von der Investitionsbank Berlin (IBB) mit zinsgünstigen Förderdarlehen unterstützt. Rybka: „Schon nach wenigen Jahren stehen Eigentümer finanziell besser da als Mieter einer gleichwertigen Wohnung.“

Da die Eigenmittel beim Kauf jedoch mindestens zehn Prozent betragen müssen, ist diese Variante nur Studis aus gut betuchtem Hause zu empfehlen. Alle anderen sollten schnell einen Wohnheimplatz oder eine unsanierte Altbauwohnung ergattern.

Beratungs- und Service-Point der Wohnheimabteilung des Studentenwerks Berlin: Hardenbergstraße 34 (hinter der TU-Mensa), 10623 Berlin, Telefon (0 30) 31 12-3 17. Sprechzeiten: Mo 9 bis 11 Uhr, Di 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Do 9 bis 11 Uhr und 13 bis 15 Uhr. In diesem Haus ist auch der Wohnheimkatalog des Studentenwerks erhältlich. Tipps zur Wohnungssuche bietet die TU Berlin auf ihrer Homepage: www.tu-berlin.de/campus/wohnen.html Die Telefon-Hotline der VVG zum Wohnungskauf: (0 30) 25 34 17 17