Absteigerin: Heulheulheul
„Hör den Kindern einfach zu“, trällerte die Sängerin Corinna May bei der Grand-Prix-Vorentscheidung in der Bremer Messehalle. Der schlimme Ohrenkneifer rührte so viele ZuschauerInnen, dass die blinde Sängerin aus Bremen zur Nachfolgerin der singenden Nussecke Guildo Horn gekürt wurde, woraufhin May vor Freude so lange heulte, bis ihr die Tränen ausgingen. Der bekannte Kardiologe Henning Scherf versicherte May, mit ihrem Lied habe sie sich „in die Herzen vieler Menschen gesungen“. Und für das Grand-Prix-Finale versicherte er ihr, ohne mich zu fragen, die Unterstützung von „ganz Bremen“. Doch o weh: Nur wenige Tage nach ihrem Triumph der böse Absturz. Schon 1997 hatte ein anderer Sänger gedacht, er müsse die Welt mit einer CD beglücken, auf der sich Mays späteres Siegerlied befand. Blöd für die ahnungslose May, die daraufhin vom Grand Prix ausgeschlossen wurde. Woraufhin sich die vom Schicksal Gebeutelte erneut in Tränen auflöste. zott
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