Hetze gegen linke Südkoreaner: Gekaufter Mob aus dem Norden
Ultrakonservative bezahlten Flüchtlinge aus Nordkorea für Proteste. Um die Geldwege zu verschleiern, liefen die Transfers über eine Scheinfirma.
Recherchen des linken Sisa-Magazins zeigen: Die Politsenioren lassen sich von neoliberalen Gruppen für ihren Aktivismus entlohnen. Bis zu umgerechnet 400.000 Euro soll ein privates Wirtschaftsbündnis, das auch Interessen von Samsung und LG vertritt, zwischen 2012 und 2014 gezahlt haben. Zur gleichen Zeit demonstrierte die „Eltern-Vereinigung“ für die Lockerung des Arbeitsrechts und die Ausweitung von Zeitverträgen. Um die Geldwege zu verschleiern, liefen die Transfers über eine Scheinfirma.
Besonders prekär: Teile des Geldes nutzte das konservative Bündnis dafür, fast 1.300 nordkoreanische Flüchtlinge für 39 Protestaktionen anzuheuern. Es ging vor allem um Demos gegen die Angehörigen der Opfer der „Sewol“-Katastrophe, die eine unabhängige Untersuchung forderten, um die politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen hinter dem Schiffsunglück aufzudecken. Dabei starben 2014 fast 300 Oberschüler. Für eine Tagespauschale von gut 15 Euro diffamierten die Nordkoreaner die Anliegen der Angehörigen als verschwenderischen Aktivismus. Für nordkoreanische Migranten, die meist prekäre Jobs verrichten, entspricht dies einem Lohn von gut drei Stunden.
Als die Sisa-Reporter den Generalsekretär der Vereinigung mit der Recherche konfrontierte, soll dieser ein weiteres, brisantes Detail offenbart haben: Nachdem die Regierungen Südkoreas und Japans Ende 2015 eine umstrittene Einigung in der „Trostfrauen“-Frage erzielt hatten, soll ein Beamter aus Südkoreas Präsidentenpalast die Organisation vergeblich gebeten haben, dafür öffentlich zu demonstrieren. „Ein Einzelfall“, heißt es vom Regierungsseite.
Präsidentin Park Geun Hye bestellte kürzlich die Chefredakteure der großen Zeitungen ein. „Ich wurde gebrieft, dass die Anschuldigungen nicht stimmen“, sagte sie. Wie sie persönlich zu der Eltern-Vereinigung stehe, in deren Zentrale ihr Porträt wie auch das ihres Vaters, des langjährigen Militärdiktators Park Chung Hee, an der Wand hängt? Es sei „unangebracht“ für eine Präsidentin, sich über eine Bürgerinitiative öffentlich zu äußern.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!