Hertha verteilt schon jetzt Geschenke

Seit 33 Jahren konnte Hertha in Dortmund nicht mehr gewinnen – daran hat sich auch am Samstag nichts geändert: Mit 2:0 mussten sich die Berliner geschlagen geben. Lediglich in den ersten 30 Minuten hatten sie das Spiel im Griff

Marcelinho und der zuletzt sehr starke Nando Farael blieben unauffällig

Aus Dortmund Holger Pauler

Die mittlerweile wohl reichlich angestaubten Geschichtsbücher können sie weiterhin im Vereinslokal stehen lassen: Auch im 33. Jahr seit dem letzten Hertha-Sieg in Dortmund bleiben die Berliner Serientäter. Mit 0:2 unterlagen sie bei der Borussia. BVB-Aushilfstorjäger Ebi Smolarek hatte mit seinen Saisontreffern zehn und elf schon vor der Pause das Spiel entschieden. „Ich bin ziemlich angefressen. Wir hatten uns viel mehr ausgerechnet. Aber zum Schluss war es wie immer: Wir haben die Punkte an Dortmund abgegeben“, sagte Hertha-Trainer Falko Götz nach dem Spiel.

Die Berliner befinden sich nach dem 13. Spieltag punktgleich mit den Dortmundern auf Platz sechs – und müssen sich wieder fragen lassen, ob die zu Beginn der Saison an die Mannschaft gestellten Ansprüche nicht erneut etwas zu hoch angelegt waren. Immerhin: die Prügelszenen aus dem Vorjahr – Marcelinho und Arne Friedrich waren nach der 1:2-Niederlage auf dem Weg in die Kabine aneinander geraten – wiederholten sich nicht. Die Hertha-Spieler bevorzugten die friedvolle Variante.

Erwin Beer und Erwin Hermandung hießen am 18. März 1972 die Torschützen zum 2:1-Auswärtssieg vor 10.000 Zuschauern in der Dortmunder Roten Erde. Als Erklärung für den damaligen Berliner Erfolg könnte im Rückblick herhalten, dass die Dortmunder am Ende der Saison 1971/72 den Gang in die Zweite Liga antreten mussten – das einzige Mal in der Vereinsgeschichte.

Diesmal war die jüngste Mannschaft der Dortmunder Bundesligageschichte zu stark. 23,9 Jahre Durchschnittsalter brachten die Hertha zu Verzweiflung. „So geht das nicht!“, wütete Falko Götz nach dem Spiel. Er schrie die Sätze derart laut hinaus, dass man glauben mochte, er wolle die Spieler noch einmal ins Stadion zurückschicken. „Wir werden das Spiel jetzt so analysieren, wie wir es für richtig halten.“

Durch das „Wir“ fühlte sich vor allem Arne Friedrich angesprochen: „Das 0:2 nehme ich auf meine Kappe. Heute hat alles nicht gepasst.“ Bei dem Gegentor ließ er den knapp einen Kopf kleineren Smolarek aus vier Metern einköpfen – anschließend hob Friedrich entschuldigend seine Hand.

Dabei hatten die Berliner durchaus ihre Möglichkeiten, das Spiel in eine andere Richtung zu lenken. Gut, nicht alle Berliner – eigentlich war es nur Marko Pantelic, aber der gleich mehrfach. Genau vier Chancen wies die Statistik hinterher für ihn aus. Marcelinho und der zuletzt sehr starke Nando Farael blieben unauffällig: Bei den wenigen Angriffen standen sie sich oftmals im Wege und neutralisierten sich gegenseitig.

Lediglich Pantelic tauchte, vor allem in der ersten Hälfte, mehrmals vor Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller auf. Dieser blieb regelmäßig Sieger, einmal parierte er sogar millimeterscharf am Elfmeterpfiff vorbei. Pantelic fiel im 16-Meter-Raum, als er an Weidenfeller vorbeidribbeln wollte. Dieser brachte leider kurz vorher noch die Fingerspitzen an den Ball. „Ich hab ihn entscheidend berührt“, sagte der Goalie hinterher. Wohlgemerkt: Mit „ihn“ meinte er den Ball.

Aber eigentlich hätten sich alle Beteiligten die Aufregung um Pantelic sparen können. Der Serbe hat in der Bundesliga auswärts noch kein einziges Tor erzielt. Viermal traf er, viermal im heimischen Olympiastadion. Ein Fall für die Couch? Jedenfalls passte Pantelic’ persönliche Ausbeute zur Hertha an diesem Samstag: Auch Serie Nummer zwei hielt.

Die Aussichten auf die von der Boulevardpresse erhofften „Hertha Hammerwochen“ (BZ) sind also bis jetzt noch ziemlich vernebelt: Viermal Bundesliga, dreimal Uefa-Cup und zum Jahresabschluss geht es am 21. Dezember im DFB-Pokal zum FC St. Pauli. „Bis Weihnachten will ich noch in allen drei Wettbewerben sein“, sagt Falko Götz. Man darf gespannt sein, ob das auch klappt.