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Hertha BSC gegen Energie CottbusHertha ohne Energie

Die Berliner verlieren in Cottbus mit 1:2. Nach einer kurzen Durststrecke kämpft sich Cottbus an die anfangs führende Hertha heran. Die Berliner Schlussoffensive verpufft dann ergebnislos.

Energies Schlussmann Gerhard Tremmel (l) pariert gegen den Berliner Gojko Kacar. Bild: dpa

Es war 17.20 Uhr, da beklagten sie im Stadion der Freundschaft ein Dejà-vu-Erlebnis: Branko Jelic hatte soeben per Kopf getroffen, die kleine Arena bebte unter den Jubelschreien. Doch der Treffer wurde nicht gegeben, wegen angeblicher Abseitsstellung. Eine Fehlentscheidung - nicht die erste in dieser so schicksalhaften Saison für den ums Überleben kämpfenden FC Energie Cottbus, die so manchen Funktionär schon zu Verbalattacken auf die Schiedsrichter animierte. Diesmal aber blieb Präsident Ulrich Lepsch ruhig. "Es war ein klares Tor, aber wir können es nicht ändern", sagte er gelassen. So, als hätte er geahnt, dass seine Spieler diesen Nackenschlag wegstecken würden.

In einem spielerisch als auch kämpferisch unterhaltsamen Berlin-Brandenburg-Derby kassierten die Cottbusser zwar nur drei Minuten nach dieser Szene das 0:1 gegen Hertha durch Mineiro (21.). Doch sie drehten diese Partie noch durch zwei ruhende Bälle des Albaners Ervin Skela (41., 63.), siegten verdient mit 2:1 und rückten auf einen Nichtabstiegsplatz.

Drei Farben dominierten die Lausitz. Rot, blau und grün. Das Polizeiaufgebot wirkte befremdlich. Von fast 1500 Beamten war die Rede. Über der Arena kreiste ein Helikopter. Fußball unter totaler Kontrolle, und zwei Spieler unter besonderer Beobachtung. Der Berliner Marko Pantelic, der nach seiner Wadenverletzung überraschend in der Startelf stand. Er sorgte auch diesmal für viel Betriebsamkeit in der Offensive, wenngleich er oft ohne Fortune agierte. Beim FC Energie kehrte Vragel da Silva zurück. Der robuste Brasilianer hatte die ersten acht Partien der Rückrunde nicht mitwirken dürfen, weil er vor der Winterpause gegen Hannover zum wiederholten Mal durch einen Ellbogenschlag auffällig geworden war.

Die Partie war ein kleines Jubiläum: Zum zehnten Mal duellierten sich beide in der Bundesliga. Fünf Mal hat Cottbus gewonnen - gegen keinen anderen Liga-Kontrahenten ist die Bilanz besser, weshalb Hertha im Stadionheft als "Lieblingsgegner" begrüßt wurde. Ein Gast aus dem Niemandsland der Tabelle, der jedoch unbelastet von Beginn an ansehnliche Spielzüge zeigte.

Oft wurde über die Flügel kombiniert, die Räume geschickt genutzt und so der Wucht begegnet, mit der die Cottbuser anrannten. Ohne jedoch fürs Erste den verdienten Lohn zu ernten. Wieder einmal. Denn in der 18. Minute verweigerte Referee Markus Merk wegen Abseits Jelic Tor die Anerkennung. Ein Fauxpas mit Folgen. Kurz danach traf Mineiro aus dem Hinterhalt. Ausgerechnet der brasilianische Nationalspieler, der zum ersten Mal in diesem Jahr in der Startformation stand.

Energie wirkte geschockt - bis zur 41. Minute. Da zirkelte Ervin Skela aus 20 Metern einen Freistoß ins rechte Eck - und gab nicht nur den Fans den Glauben an die Gerechtigkeit zurück. "Wir sind noch einmal zurück gekommen", freute sich Präsident Lepsch. Auch, weil in der 63. Minute Lukasz Piszczek Daniel Ziebig foulte und Skela den Elfmeter verwandelte.

Was folgte war ein wütender Sturmlauf der Berliner, den Energie mit Geschick und Glück überstand. Zur traurigen Figur wurde bei Hertha Torschütze Mineiro. Er traf noch zwei Mal - aber einmal die Latte (64.) und dann aus Abseitsposition (68.). Ebenso wie kurz darauf noch der Cottbuser Dennis Sörensen. In diesen beiden Fällen hob übrigens zu Recht einer an der Linie die Fahne. Matthias Wolf

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