Hersteller über Spielzeug-Auflagen: "Die Chinesen haben dazugelernt"
Die Qualität von Spielzeugen sei besser als ihr Ruf, sagt Joachim Söhn vom Spielzeughersteller Simm Marketing.
taz: Herr Söhn, ändert die neue Richtlinie etwas an Ihrem Sortiment - müssen Sie vielleicht Waren entfernen?
Joachim Söhn: Wir müssen die neuen Grenzwerte jetzt genau studieren, ich glaube aber nicht. Die Richtlinie bringt ja nichts aufregend Neues. Die ganzen Rückrufaktionen der vergangenen Jahre hätten verhindert werden können, wenn sich die Hersteller an die alte Richtlinie gehalten hätten.
Warum werden Bauklötze, Autos oder Puppen überhaupt mit Schwermetallen oder allergieauslösenden Duftstoffen hergestellt?
In unseren Produkten kommen allergene Duftstoffe nicht vor. Schwermetalle wie Blei und Cadmium waren bis vor 30 Jahren die standardmäßigen Stabilisatoren in den Farben. Sie wurden durch andere, nicht gefährliche Substanzen ersetzt. Zum Teil werden die alten Rezepturen - insbesondere in Asien - immer noch verwendet; sogar legal, zum Beispiel in Produkten, die keiner besonderen Vorschrift unterliegen.
Auch künftig schreibt die Richtlinie keine externen Kontrollen vor. Wie können die Kunden Ihnen da trauen?
Wir lassen unsere Produkte spätestens alle zwei Jahre unter anderem vom TÜV Rheinland prüfen und zertifizieren. Ich schätze, so macht das 90 bis 95 Prozent der Branche. Die Handelsunternehmen sind extrem sensibel geworden und verlangen zum Teil halbjährlich Produktzertifikate.
Warum musste Ihr Unternehmen trotzdem im Februar eine Rückrufaktion für ein Plastikseepferdchen starten?
Das betroffene Produkt stammte aus einer Lieferung aus 2004. Rückrufaktionen gibt es in vielen Branchen, nur gucken die Verbraucher bei Spielzeug genauer hin als anderswo. Die öffentliche Aufregung ist größer.
Die meisten Rückrufaktionen betrafen Spielzeug aus China - Ihre auch. Ist die Fertigung dort noch immer ein Problem?
Unser chinesischer Partner hatte Farben gewechselt, in einer der neuen Farben war zu viel Blei und Chrom. Aber wir arbeiten mit dem Hersteller wegen Qualitätsproblemen schon seit vier Jahren nicht mehr zusammen. Inzwischen haben die Chinesen enorm dazugelernt, die Regierung hat Vorschriften erlassen, die genauso detailliert und streng sind wie die der EU. 70 Prozent aller Spielwaren in Deutschland kommen aus China, die Qualität der allermeisten ist in Ordnung. INTERVIEW:
HEIKE HOLDINGHAUSEN
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