■ Kommentar: Herrlich blöd
Vier Prozent Professorinnen. Absurd, daß gerade in der größten gesellschaftlichen Nische für Feministinnen, Utopistinnen und andere libertäre Denkerinnen der Kampf gegen die Vorherrschaft des männlichen Prinzips am aussichtslosesten scheint.
Zehn Jahre Frauenförderung an der Uni Hamburg. Wo zumindest die geisteswissenschaftlichen Seminare um ein Quentchen weiblicher Emanzipation bemüht sind, verrät ein Blick in die akademischen Gremien, daß sich hier strukturell und personell noch rein gar nichts getan hat. Einzig die Studentinnen trumpfen noch auf Fachbereichsebene auf – im Konzil dagegen, dem höchsten Gremium, das ja erst vorgestern wieder in voller Aktion zu besichtigen war, reden fast nur Männerköpfe, studentische wie professorale.
Stellt sich die Frage, wie verblödet mensch eigentlich sein muß, um zu akademischem Rang und Einfluß zu gelangen. Ein Blick auf die gesammelte Männlichkeit erzwingt den Eindruck, daß dreierlei vonnöten ist, um sich die Uni zu eigen zu machen: Sturheit, Phantasielosigkeit und Intriganz; Charakterzüge, die in ihrer speziellen Kombination nur im jahrhundertelangen Auf-du-und-du mit der Macht entwickelt werden.
Ob die Globalisierung des Haushalts die Frauen vorwärtsbringt, steht zu bezweifeln. Schließlich werden dann weiterhin die von Professoren dominierten Gremien über die Verteilung des Geldes entscheiden. Der einzige Unterschied: Noch mehr Energien müssen dafür aufgewandt werden, sich gegenseitig Pfründe streitig zu machen – übrigens auch eine Fähigkeit, mit der mensch an der Uni was wird. Ulrike Winkelmann
Siehe Bericht Seite 22
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