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Herrendämmerung

■ Der Vatertag ist im Osten zum erstenmal seit Jahren arbeitsfrei / Endlich Freiheit für echte Männlichkeit

Vom Eise vergangener Diktaturen befreit ist endlich auch der morgige Vatertag im Osten. Arbeitsfrei, zum erstenmal seit dem Jahre 1966. (Daß er manchmal mit dem kirchlichen Himmelfahrtstag in Zusammenhang gebracht wird, lassen wir mal beiseite. Wenn gefeiert wird, kommt's auf den Grund sowieso nicht an.)

Die Männerlust darf sich nun endlich frei entfalten. Behaarte Beine in Lederhosen - brecht euch Bahn! Hütchen mit Birkenzweigen - verbreitet Fröhlichkeit! Dies ist erst die große Freiheit, nach der die Herren solange dürsten mußten. Natürlich, gänzlich verzichten mußte auch der karge Osten nicht auf den alljährlichen Anblick munterer Kremser mit frischderbsingenden Bubgesichtern. Ein paar Hartnäckige warfen sich in den bunten Gefährten unermüdlich an die Männerfront und bliesen ihre Fahnen unverfälschter Herrlichkeit kraftvoll dem moralinsauren Atem einstiger Diktatoren entgegen.

Aber überschattete nicht die allgegenwärtige Knechtschaft auch „sie“ mit dem Makel der „Dekadenz“? Waren nicht Mädchen und Frauen gezwungen, ihre ungehemmte Begeisterung zurückzuhalten, da ihnen der Stempel „sozialistische Frau“ solches auferlegte?

So war's, und wem auch immer sei's gedankt, daß es nun überstanden ist. Nun heißt's fröhlich sein, und wessen Weib noch an alten Zöpfen hängt, der tröste sie mit dem großen I und dem Muttertag und lasse sie besser zu Hause.

Steffen S.

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