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Herr Hefele in WimbledonA Matter of Tim

■ Der Widerruf: Britains Henman sieht doch nicht wie Lothar Matthäus aus

Noch ein Wort zu Tim Henman. Den ich mir noch einmal testhalber angeschaut habe. Er sieht für mich nicht mehr gar so sehr nach Lothar Matthäus aus (vgl. taz vom 24.Juni). Sondern eher wie der Böse aus „In der Hitze der Nacht“, der immer den Kuchen versteckt vor dem Deputy. Sie können sich vielleicht erinnern. Wenn nicht, spielt es auch keine Rolle. Soll auch nicht heißen, daß ich eine Aversion gegen Henman hege, der ist sicherlich ganz brav. Vielleicht sogar ein bißchen langweilig, auch als Tennisspieler übrigens.

Egal, zumindest für die britischen Fans. Und sowieso für die Kollegen von der Sun, die nicht nur eine hochbrisante Silikondebatte in ihrem Blatt führen („My boobs are in your hands“), sie kriegen sich auch nicht mehr ein vor Henman-Wortkonstrukten. Beispiele gefällig: „We're right be-hend you!“ – „Only a matter of Tim“ – „Go 'n' egg Hen on“. Was immer das bedeutet. Und wie immer das gestrige Viertelfinalspiel gegen Michael Stich ausgegangen ist. (Bei Schreiben dieser Zeilen noch nicht beendet. (Anmerkung für den Redakteur: Das ist legitim, die von der „Süddeutschen“ machen's doch auch. – Anm. des Red.: Ach so? Na dann.) Jedenfalls: wenn Henman nicht vor dem Finale gerupft wird, bin ich sicher, daß ich auf meine alten Tage doch noch Königinmutter in der Royal Box zu sehen kriege (Fotoapparat nicht vergessen). Dann müssen die Sun-Spezialisten noch mal richtig ran: „Henman – his biggest egg for the Queen!“ – Nur ein Vorschlag.

Während sich dort das Geschehen also zuspitzt, geht derweil das normale Tennisleben auf den Nebenplätzen weiter. Die Mixed-Konkurrenz kriegt der Centre Court nur hin und wieder zu sehen. Vielleicht sind die Teilnehmer deswegen so gelöst. Das macht richtig Spaß beim Zusehen. Gutes Tennis mit genügend Platz für allerlei Albernheiten. Da tauchen dann die bunten Jensen-Brüder auf – genau, das sind die mit den Stars-and-Stripes-Kopftüchern. Und – haben Sie gewußt, daß Lindsay Davenport richtig lachen kann?

Herr Hefele: Vielleicht sehe ich ja noch die Königinmutter

Im Grunde ist Mixed die einzige Tenniskonkurrenz, die sich ein aufgeschlossener und weltoffener Mensch ohne gemischte Gefühle ansehen kann.

Frauen und Männer dürfen sich gleichberechtigt die Bälle um die Ohren hauen, ohne den ständig präsenten Bierernst der maßlos bedeutsamen Einzelkonkurrenzen. Das fängt schon bei den Junioren/innen an, die das alles nicht mehr lustig finden. Daniel Elsner sicherlich auch nicht. Er ist an Nr.1 gesetzt und so eine Art Pete Sampras der Junioren. Ein absolutes Ausnahmetalent. Ein britscher Kollege meint gar, er sein ein „Genie am Netz“. Mittlerweile hat er drei Junioren-Grand- Slams gewonnen und macht sich gerade dran, den vierten einzukassieren. Das hat zuletzt ein Spieler geschafft, der in Wimbledon einen guten Namen hat: Stefan Edberg.

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