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Archiv-Artikel

Heimweg vom Feiern wird zum Risiko

Mehrere Erfrierungstote in Deutschland. Oft ist Alkohol im Spiel. Vorsorge treffen mit dicker Bekleidung auch im Auto

Von BD

BERLIN taz ■ Wer sich im Überleben bei arktischen Temperaturen üben will, kann dieser Tage an einem mehr oder weniger freiwilligen Großversuch teilnehmen. Die Temperaturen im Norden und Osten Deutschlands waren am Montagfrüh auf minus 20 Grad gesunken. Mindestens vier Menschen starben den Erfrierungstod.

Lebensgefährlich bei diesen Polartemperaturen werden Stürze, wenn die Verletzten nicht alleine aufstehen können und nicht gleich von jemandem vermisst werden. So stürzte bereits am Samstag im sachsen-anhaltinischen Wolfen eine 74-jährige allein lebende und gehbehinderte Frau auf dem Weg zum Briefkasten vor ihrem Haus und erfror. Die unzureichend bekleidete Frau wurde erst am Sonntag von ihrer Schwester gefunden.

Ebenfalls in Sachsen-Anhalt in Chüttlitz nahe Salzwedel starb ein allein lebender 48 Jahre alter Mann, der auf einem Feldweg zu Fuß unterwegs von einer Feier nach Hause war. Auch er stürzte bereits in der Nacht zum Sonntag, wurde aber erst am nächsten Morgen von Sportlern entdeckt.

Ebenfalls schon am frühen Sonntagmorgen war ein 68-Jähriger im niedersächsischen Hameln in stark alkoholisiertem Zustand hingefallen. Dabei verfing er sich in einem Gebüsch, aus dem er sich nicht befreien konnte. Er wurde am Sonntagmorgen von einem Zeitungsausträger entdeckt.

Am Wiesbadener Rheinufer ist ein 39 Jahre alter Obdachloser erfroren. Spaziergänger fanden ihn am Sonntagnachmittag in einer Schutzhütte. Er war bereits seit mehreren Stunden tot.

Ein Sturz in den frühen Morgenstunden ist besonders gefährlich – dann nämlich befinden sich die Temperaturen nach der nächtlichen Abkühlung auf dem Tiefstand. Riskant ist die Kombination mit Alkohol: Alkohol erweitert die Blutgefäße und sorgt damit für noch schnelleren Abtransport der Körperwärme nach außen.

Aber auch unzureichende Bekleidung kann das Erfrieren fördern: So wird beispielsweise bis zu 50 Prozent der Körperwärme über die Kopfregion nach außen abgegeben. Der ADAC rät daher Autofahrern, im Wagen immer eine dicke Jacke und Mütze mitzuführen, falls sie lange im Stau stehen müssen.

Die einzelnen Regionen in Deutschland sind unterschiedlich von der Kälte betroffen: Das Hoch „Claus“ wird heute in Berlin und Brandenburg für sonniges, aber auch frostiges Winterwetter sorgen, die Temperaturen sollen dort nicht über –8 bis –4 Grad hinauskommen. In Baden-Württemberg erreichen die Tageshöchsttemperaturen hingegen –4 bis +1 Grad. Am Mittwoch soll es wieder wärmer werden. BD