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Heimliche HerrscherpaareVom Labern zur Liebe

Das Paar Maybritt Illner und René Obermann ist kein Einzelfall. Sechs Beispiele fragwürdiger Verbindungen von Macht und Medien - und welchen Reim wir uns darauf machen können

Sind wir auf dem Weg ins eine neue Timokratie - der Herrschaft der Angesehenen? Bild: ap

Am Montag wurde bekannt, dass Talkmasterin Maybrit Illner eine Liaison mit Telekom-Chef René Obermann eingegangen ist. Zunehmend konzentriert sich die Macht in den Händen weniger Paare. Sie lernen sich in Talkshows und auf Medienbällen kennen. Die einen haben Geld und Macht, die anderen die Deutungshoheit. Sind wir auf dem Weg in eine neue Timokratie? taz stellt ihnen die heimlichen Herrscherpaare Deutschlands vor: ihre Arbeit, ihre Gesprächsthemen und ihre Macht.

1. Maybrit Illner (42) und René Obermann (44)

Obermann ist Chef der deutschen Telekom, Freundin Illner moderiert die Sendung "Berlin Mitte". Beide sind noch mit ihren Ex-Partnern verheiratet. Ihr Machtbereich umfasst den Plausch mit Spitzenpolitikern und Telekommunikation.

Worüber die beiden lieber eher sprechen: über die günstigen Angebote anderer Telefongesellschaften.

2. Nina Ruge (51) und Wolfgang Reitzle (58)

Reitzle ist Vorstandsvorsitzender der Linde AG, seine Frau Nina Ruge Journalistin, Fernsehmoderatorin, Schmuckdesignerin und in letzter Zeit vor allem Buchautorin ("Alles wird gut"). Das Paar verfügt über Industriegase und Selbstheilungskräfte.

Worüber die beiden wahrscheinlich sprechen: Atemtechniken, Selbstheilungsverfahren, Immunsysteme.

3. Doris Schröder-Köpf (44) und Gerhard Schröder (63)

Der Bundeskanzler a. D. sitzt heute in diversen Aufsichtsräten, Schröder-Köpf kündigte 1997 ihren Job beim Focus und erklärt heute Kindern die Politik ("Der Kanzler wohnt im Swimmingpool oder Wie Politik gemacht wird"). Ihr Machtfaktor ist im Moment eher suboptimal.

Worüber die beiden eher nicht sprechen: Oskar Lafontaine.

4. Bärbel Schäfer (43) und Michel Friedman (51)

Der CDU-Politiker, Journalist und Talkmaster bat 2003 Bärbel Schäfer öffentlich um Entschuldigung und verschwand vorübergehend von der Bildfläche. Weniger später heirateten die beiden. Ihr Herrschaftsbereich umfasst die Niederungen der deutschen Fernsehlandschaft sowie die Hochmoral.

Worüber die beiden eher nicht sprechen: "szenetypische Päckchen".

5. Maria Furtwängler (41) und Hubert Burda (67)

Burda arbeitet als Medienmogul (Bunte, Focus, SUPERillu) und als Mäzen - Furtwängler meistens als Charlotte Lindholm. Die beiden sind seit 1991 verheiratet und herrschen über Herz-und-Bauch-Themen sowie zahlreiche Sonntagabende der Nation.

Worüber die beiden eher nicht sprechen: Altersunterschiede.

6. Sabine Christiansen (50) und Norbert Medus (54)

Medus ist französischer Modeunternehmer, Sabine Christiansen deutsche Talk-Veteranin. Udo Walz, enger Vertrauter von Sabine, gab in einem Interview zu bedenken, dass die beiden vielleicht längst verheiratet seien - ohne dass es die Presse mitbekommen hätte. Sabines Ex war übrigens Manfred Schneider, Ex-Vorstandsvorsitzender des Bayer-Konzerns. Mit einem anderen Ex, Theo Baltz, streitet sich Christiansen gerade um Geld vor Gericht.

Worüber die beiden eher nicht sprechen: Ulla Kock am Brink (hat Sabine einmal den Mann ausgespannt).

Medien und Macht

Medien und Macht ziehen sich an, weil sie sich gegenseitig brauchen. In Platons "Politeia" steht der Begriff Timokratie für die Herrschaft der Angesehenen und Besitzenden. Sie ist eine Unterform der Aristokratie und gilt als erstes Anzeichen für den Verfall eines Staatswesens.

Aber Platon soll sich auch schon mal geirrt haben.

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3 Kommentare

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  • WH
    Wolfgang Hanspach

    mir ging es so: ich kann die Illner nicht mehr als eine sehen die glaubwürdig meine "Partei" vertritt. Niemand, der mal 10 Euro unterschlagen hat, würde noch als Kassierer ein Stelle bekommen.

    Die L-Beziehung ist natürlich privat persönlich frei

    ein Dilemma. Kein Moderator ist unabhängig. Dennoch sollte man anstreben, in die Berufsbezeichnung zu schreiben: soll ziemlich unabhängig sein.. Was meinen Sie,liebe Kommentarleser, haben sie je das Gefühl gehabt, dass sich in der Themenstellung der Gesprächsführung der Großmoderatoren Sichtweisen spiegeln? Wenn ja welche? Oder doch nicht? Die Haltung sollte die eines Forschers oder Künstlers sein im Medieum des Moderators - mein Ideal

    Wolfgang Hanspach

  • S
    Sonja

    Was soll man dazu sagen? Mir nehmen die nichts weg ... Ich habe alles, was ich brauche, und zufrieden wird man auch, wenn man weiß, was man NICHT braucht.

  • FB
    F. Berger

    Und es geht ja noch besser als bei den genannten:

     

    Die Fam. Blessing kann über diese Pärchen nur laut lachen.

    Sie als bestverdienende Investmentbankerin Deutschlands und er als neuer Vorstandschef der Commerzbank...

     

    So wird geheiratet, Leute; und nix mit dem armen Schlucker um die Ecke oder die Alleinerziehende zwei Strassen weiter...

     

    Strengt Euch an...