: Heimkehr der Deutschen
■ Alle deutschen Geiseln sollen bis zum Montag den Irak verlassen dürfen
Bagdad/Kairo (afp/adn/ap) — Die letzten der noch rund 170 deutschen Geiseln sollen den Irak bis Montag verlassen können. Dies teilten gestern der Sprecher des Bonner Außenamtes und diplomatische Kreise in Bagdad mit. Fast alle 44 Deutschen, die als „menschliche Schutzschilde“ an strategische Ziele im Irak verschleppt worden waren, sind mittlerweile in Bagdad. Lediglich vier hielten sich am Freitag noch an strategisch wichtigen Orten auf. Bereits am Donnerstag hatten zwei Flugzeuge fast 100 Europäer aus dem Irak ausgeflogen.
Die Präsidenten der USA und Ägyptens, Bush und Mubarak, haben gestern vormittag in Kairo Beratungen über den Golfkonflikt geführt. Neben der Erörterung von Möglichkeiten, einen irakischen Truppenrückzug aus Kuwait durchzusetzen, waren auch der arabisch- israelische Konflikt sowie die Chancen für einen israelisch-palästinensischen Dialog Themen der Unterredung. Ferner ging es um den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Bush hatte kürzlich die Abschreibung von 7,1 Milliarden Dollar äyptischer Schulden veranlaßt.
Nach Ansicht von Beobachtern dürfte es in den Gesprächen vor allem auch um die Frage einer Resolution des UN-Sicherheitsrates für eine „militärische Option“ zur „Lösung“ des Golfkonfliktes gegangen sein. Die ägptische Führung hatte vor Beginn der Bush-Visite klargestellt, daß sie unverändert an der Notwendigkeit einer friedlichen Konfliktbewältigung festhält. Dies sei für Kairo auch im Falle der Annahme einer neuen Resolution wichtig. Ferner betonte Ägypten, daß ein „Nach- Krisen-Sicherheitssystem“ von den Arabern selbst gestaltet werden müsse.
Nach dem Gespräch mit Mubarak meinte Bush indes: „Ich bin zuversichtlich, daß wir im Sicherheitsrat erfolgreich sein werden.“ Zwar habe der Jemen, der im Dezember turnusgemäß den Vorsitz in dem Gremium übernimmt, Vorbehalte. „Aber wir arbeiten daran, und ich denke, wir sind jetzt einer entsprechenden Resolution sehr, sehr nahe“, sagte Bush. Im Jemen war US-Außenminister Baker am Donnerstag mitgeteilt worden, daß der Militäraufmarsch eine arabische Lösung des Konflikts behindere. Am frühen gestrigen Abend wurde Bush in Genf zu einem Treffen mit dem syrischen Präsidenten Assad erwartet.
Die Außenminister Chinas und der Sowjetunion, Qichen und Schewardnadse, hielten sich nach einem Privattreffen am Freitag zum Thema neue Resolution bedeckt. Beide Seiten, so hieß es, stimmten jedoch in der Beurteilung der Lage überein.
Großbritannien kündigte unterdessen an, die Zahl seiner Truppen von 16.000 auf über 30.000 Mann zu erhöhen.
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