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Heimatlose Linke gegen PDS-West

DKP-Dissidenten und Linke aus Ost und West diskutierten neue sozialistische Perspektiven  ■  Von Manfred Trost

Köln(taz) - Drei Tage und Nächte lang zerbrachen sich am Wochenende 1.200 Linke aus Ost und West in Köln die Köpfe auf der Suche nach einer gemeinsamen Zukunft. Gekommen waren ehemalige DKP-Mitglieder und andere heimatlose Linke, verstärkt durch etwa 250 aus der DDR angereiste GesinnungsgenossInnen, meist von der PDS. Zwar wurde letztlich neben der Absicht einer geistigen „Vernetzung“ und dem Wunsch, an der von Teilen der westdeutschen Grünen vorgeschlagenen Oppositionskonferenz im Herbst 1990 inhaltlich mitzuarbeiten, nicht viel Konkretes vereinbart. Das Bedürfnis nach einem organisatorischen Zusammenhang jedoch war nicht zu übersehen. Dem Bedürfnis nach geistiger Vernetzung soll zunächst ein „sozialistisches Forum“ mit Büros in Köln und Ost-Berlin sowie eine eigene Zeitschrift Rechnung tragen.

„Bloß nicht schon wieder nach dem Fahrplan der Oktoberrevolution“, stöhnte ängstlich ein Mitglied einer der zehn Arbeitsgruppen, die nach Strategien einer alternativen Deutschlandpolitik suchten. Aber natürlich soll „mit einer größeren Dynamik als bisher“ verhindert werden, daß die „Kräfte des Kapitals und der Rechten“ bei der Bildung eines vereinigten Deutschlands ständig die Oberhand gewinnen. Viele Linke aus der Bundesrepublik hätten auch nach der Niederlage des real existierenden Sozialismus in der DDR nicht mit der Fiktion einer „sozialistischen Utopie“ gebrochen, betonte Hannelore May von der (West-)Berliner Frauen-Fraktion. Was in der DDR passiert sei, habe jedoch „nie etwas mit Sozialismus zu tun gehabt“. Deshalb sei es heute wichtiger, Programme für alternative Lebensformen zu entwickeln und die Wahlen in der DDR nicht einfach zu negieren. Sie müßten als Ausdruck eines Bedürfnisses der Bevölkerung nach einer „Verbesserung der Lebensbedingungen“ endlich anerkannt werden.

Während in den Beiträgen der DDR-Linken eine eher ängstliche Zukunftsbeklommenheit über die sozialpolitischen Veränderungen und deren konkrete Auswirkungen auf die alltägliche Lebenssituation zum Ausdruck kam, genügten sich die West-Linken in der eher theoretischen Auseinandersetzung mit möglichen Perspektiven einer deutschen Linken. Allmählich kristallisierte sich im Verlauf der Veranstaltung ein breites Bündnis gegen die Vereinnahmung der Linken durch die PDS heraus. Die sei nämlich „nicht das 'non plus ultra‘ des Sozialismus“. Die neuen PDS-Bezirke Hamburg und Frankfurt wurden mit Bemerkungen wie „politisches Glücksrittertum“ (Steffen Lehndorff) oder „Zubetonierung politisch sensibler Keimlinge“ (Mechthild Jansen) verdammt. Tief sitzt die Schmach „paternalistischer“ Bevormundung und Vereinnahmung durch SED und DKP. Erst nach einer Annäherungsphase der beider Teile der Linken, meinte Steffen Lehnhoff, könne man erkennen, welche Organisationsform es für eine neue gesamtdeutsche Linke gibt. „Das muß nicht unbedingt die PDS sein, das kann eine andere oder gar keine Partei sein“, sagte der Ex-DKPler und traf damit wohl die Stimmung der meisten DKP-Dissidenten des Kongresses.

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