■ beiseite: Heidegger
Das Werkbund-Archiv im Martin-Gropius-Bau zeigt derzeit eine Ausstellung mit Photo- und Video-Installationen von Digne M. Markovicz. Sie hat Martin Heidegger in den Jahren 1966/68 für den Spiegel in seiner privaten Atmosphäre portraitiert. Diese Bilder konfrontiert Markovicz nun, 30 Jahre später, mit Film-Interviews, die die Künstlerin mit Heideggers Ehefrau Elfriede sowie Familienmitgliedern, Zeitzeugen und Historikern führte – auch zu Heideggers nationalsozialistischer Vergangenheit. So weit, so gut. Doch seit der Ausstellungseröffnung ist sich die Künstlerin nicht mehr so sicher, ob die Ausstellung nicht in ein völlig falsches Fahrwasser geraten ist. Zur Vernissage mußte sie erschrocken feststellen, daß ihre kritische Heidegger-Arbeit vom Leiter des Werkbund-Archivs, Eckhard Siepmann, als Installation gewürdigt wurde, in der der Philosoph angeblich einer Revision unterzogen werde. Eine entsprechende Pressemitteilung lief unglücklicherweise auch über Telex. Dem ist jedoch keineswegs so, was auch ein Großteil der Aussagen in den Interview-Passagen belegt. Wer sich selbst ein Urteil bilden möchte: Momente – Notizen ist noch bis zum 4. Juni zu sehen.
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