Heftige Kämpfe im Nordosten Syriens: Massenflucht in den Irak
Nach Kämpfen in Syrien haben sich fast 30.000 Menschen in den Irak gerettet. Die Regierung und Hilfsorganisationen kämpfen mit der Versorgung.
![](https://taz.de/picture/147746/14/syria0911.jpg)
ISTANBUL taz | Der Exodus aus Syrien reißt angesichts der Gewalt und Rechtlosigkeit in dem Land nicht ab. Zwischen Donnerstag und Montag sind Angaben der UNO zufolge schätzungsweise 29.000 Flüchtlinge - vor allem Kurden - in den kurdischen Nordirak geflohen.
Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) und Hilfsorganisationen sprechen von der größten Fluchtbewegung in den Irak seit Kriegsbeginn in Syrien. Ein Ende ist nicht abzusehen. Allein am Montag retteten sich 3.000 Kurden in das Nachbarland.
Nur mit ihren Habseligkeiten bepackt drängten die Flüchtlinge über eine Pontonbrücke, die über den Chabur-Fluss führt. Die kurdische Regionalregierung hatte die neu gebaute Brücke, die im äußerten Nordwesten den Irak mit Syrien verbindet, erst am Donnerstag geöffnet. Es sei eine der größten Fluchtwellen überhaupt, die seine Organisation in der Syrienkrise registriert habe, sagte Adrian Edwards vom UNCHR.
Die meisten Flüchtlinge kommen aus den Grenzgebieten um Hasaka und Qamishli, viele aber auch aus Regionen wie Aleppo und Afrin in Nordwestsyrien. In all diesen Gebieten tobt der Krieg zwischen dem Regime und den verschiedenen Rebellen- und Extremistengruppen, in etlichen finden aber auch schwere Kämpfe zwischen der PKK-nahen kurdischen „Partei der Demokratischen Einheit“ (PYD) und Verbänden aus dem Umfeld von al-Qaida statt.
Plünderungen und Lebensmittelnot
Der kurdische Regionalpräsident im Irak, Massud Barzani, drohte kürzlich mit einer Intervention, um die syrischen Kurden zu schützen. Einer seiner Berater sagte am Montag gegenüber der Agentur Reuters, die Ankunft der Flüchtlinge erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass die irakischen Kurden handeln würden, um ihre Verwandten jenseits der Grenze zu schützen.
Der Krieg verschärft zudem die wirtschaftliche Not. Flüchtlinge berichteten gegenüber Helfern von Plünderungen und enormen Problemen, Lebensmittel zu finden. Bis vergangenen Donnerstag hatte der Irak bereits rund 150.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Während Bagdad sich von Beginn an wenig aufnahmewillig zeigte, hatte die kurdische Regionalregierung ihre Arme anfangs weit geöffnet. Das änderte sich jedoch Ende 2012, als Erbil sich über fehlende finanzielle Unterstützung für die Versorgung der Flüchtlinge beklagte.
Gleichzeitig begann die Regionalregierung damit, die Bewegungsfreiheit der Flüchtlinge einzuschränken, und Spannungen zwischen Barzani und der PYD führten dazu, dass Erbil die Grenze im Mai vollständig schloss. Wie Hilfswerke am Dienstag berichteten, hat die Regionalregierung jetzt eine tägliche Quote von 3.000 Personen festgelegt, die aufgenommen würden.
Die Regionalregierung bat die Staatengemeinschaft um Unterstützung. Nahe der beiden größten Städte, Erbil und Suleimanija, werden zurzeit neue Auffanglager errichtet. Mehrere tausend Flüchlinge wurden seit dem Wochenende in diese Camps verlegt. Viele Menschen strandeten jedoch erst einmal an der Grenze.
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