■ FIFA-Kongreß: Havelange will mit Glanz und Gloria gehen
Barcelona (dpa) – „Ich habe meine Mission mehr als erfüllt“, sagte Joao Havelange auf der Sitzung der FIFA-Exekutive in Barcelona und kündigte völlig überraschend für 1998 seinen Rücktritt an. „24 Jahre an der Spitze genügen. Die Entscheidung ist definitiv. Ich will nicht als alter Mann abtreten“, erklärte der 80jährige Brasilianer. Die monatelangen Angriffe, speziell von der UEFA und deren Präsident Lennart Johansson haben bei Dr. Jean Marie Faustin Godefroid Havelange offenbar Spuren hinterlassen. Dies deutete der scheidende FIFA-Präsident auch in seiner offiziellen Abschiedserklärung an. Einige Aussagen beim Festakt zu seinem 80. Geburtstag am 29. Mai dieses Jahres „haben mich zum Nachdenken gebracht“, meinte Havelange. Ihm solle nicht nachgesagt werden, daß er nichts mehr bewegen könne, sondern er wolle mit „Glanz und Gloria“ abtreten.
Selbst die Mitglieder des Exekutivkomitees wurden in Barcelona von der Rücktrittserklärung Havelanges überrascht. „Es war totale Stille im Raum“, beschrieb FIFA- Generalsekretär Sepp Blatter den „Schockzustand“. Havelange hatte als Nachfolger des Briten Sir Stanley Rous vor 22 Jahren das Amt des FIFA-Präsidenten übernommen. „1974 war der Fußball weit von dem Stellenwert entfernt, den er jetzt erreicht hat“, betonte der Brasilianer und hält sich zugute, den Fußball auf die heutige Position gehievt zu haben.
Havelange selbst hatte Franz Beckenbauer in Verbindung mit möglichen Nachfolgern genannt. Außerdem werden Pelé, derzeit Brasiliens Sportminister, UEFA- Boß Johansson und Italiens Liga- Präsident Franco Carraro als Kandidaten gehandelt. „Wenn die FIFA etwas von mir will, weiß sie, wie ich zu erreichen bin“, signalisierte Beckenbauer zumindest Gesprächsbereitschaft.
Versuche, seine Ideen durchzusetzen, startet Havelange auch noch zum Schluß seiner Amtszeit. So will die FIFA ein altes Projekt für eine Vereins-WM (acht Teams, aller zwei Jahre) weiterverfolgen. Auch die Regeln für die WM von 2002, die Korea und Japan gemeinsam ausrichten, wurden festgelegt. Das gemeinsame Konzept ist durch ein gemeinsames WM-Symbol zu repräsentieren. Die Eröffnung wird in Seoul, das Finale in Tokio über die Bühne gehen. In jedem Land werden vier Vorrunden- Gruppen ausgespielt. Als Zugeständnis für die Gastgeber bleibt, daß beide Nationalteams für die WM gesetzt sind. Pro Land soll es maximal 10 WM-Stadien geben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen