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Havarierte Atomkraftwerke in JapanNeue Explosionen am AKW Fukushima

Die Situation am AKW Fukushima I hat sich verschärft: Inzwischen müssen dort drei Reaktoren mit Meerwasser gekühlt werden. Außerdem gab es am Montag zwei weitere Explosionen.

Rauchwolke über dem Akw Fukushima I am Montag früh nach den neuerlichen Explosionen. Bild: reuters/

BERLIN/TOKIO taz/dpa/rtr/afp/dapd (letztes Update: Mo. 10:14) | Die Angst vor einer verheerenden atomaren Katastrophe in Japan erhält immer neue Nahrung. Am Montag ereigneten sich zwei weitere Explosionen am AKW Fukushima I. Wie bereits am Sonntag befürchtet, kam es um 11:01 Uhr (Ortszeit) zu zwei Wasserstoffexplosionen in Reaktorblock 3 des Atomkraftwerks. Dabei wurden wieder Dach und Wände des Gebäudes zerstört. Fernsehbilder zeigten dicke, weiße Rauchsäulen über dem Reaktor.

Außerdem wiederholt sich nun derselbe Störfall in einem weiteren Reaktor von Fukushima I: Auch in Block 2 ist inzwischen die Rest-Kühlung zusammengebrochen und der Druck steigt massiv. Der Betreiber Tepco meldete, dass nun auch dieser Reaktor mit Meerwasser notgekühlt wird.

Bereits am Samstag hatte es in dem AKW Fukushima I (auch Fukushima Daiichi genannt) eine Explosion gegeben, durch die das Gebäude rings um Reaktor 1 zerstört worden war. Hier und wahrscheinlich auch in Block 3 ist es am Wochenende bereits zu partiellen Kernschmelzen gekommen.

Regierungssprecher Yukio Edano versicherte nach den Explosionen am Montag, dass der Reaktordruckbehälter von Block 3 "nicht beschädigt" worden sei. Dies bewiesen die nur unwesentlich gestiegenen Radioaktivitätswerte außerhalb des Behälters von Reaktorblock 3. Auch der innere Druck im Behälter habe sich stabilisiert. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo wurden elf Menschen bei den Explosionen verletzt. Inzwischen versuchen die Betreiber, das durch die Explosion unterbrochene Einfüllen von Meerwasser am Block 3 wieder aufzunehmen.

Erneute Explosion am AKW Fukushima: Vom Reaktorgebäude Block 3 steht nur noch das Gerüst.

Am Sonntagabend war zudem in einem dritten Atomkraftwerk, dem AKW Tokai, das Kühlsystem ausgefallen. Dort versagte eine Pumpe den Dienst. Die Anlage befindet sich rund 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio und hatte sich bei dem Beben am Freitag automatisch abgeschaltet. Etwas später erklärte dann der AKW-Betreiber Japan Atomic Power, dass der zweite Reaktorblock vom AKW Tokai trotz des Ausfalls von zwei Dieselgeneratoren durch den funktionierenden dritten Generator ausreichend gekühlt werde.

"Größte Krise seit dem 2. Weltkrieg"

Ministerpräsident Naoto Kan hatte am Sonntag erklärt, das Erdbeben und der Tsunami hätten Japan in die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. "Wir stehen unter Beobachtung, ob wir, das japanische Volk, diese Krise überwinden können", sagte Kan.

Durch das Beben vom Freitag, dem ein Tsunami folgte, kamen nach Medienberichten vermutlich mehr als 10.000 Menschen ums Leben. Und wegen der drohenden Gefahr einer Kernschmelze musste inzwischen die Umgebung mehrerer AKWs evakuiert werden. Mehr als 170.000 Menschen wurden alleine im Bereich von Fukushima I in Sicherheit gebracht.

Brennelemente ragten meterweit aus dem Kühlwasser

Vor allem aber die Probleme mit den Kraftwerksblöcken 1 bis 3 vom Atomkraftwerk Fukushima I schüren die Angst vor einem Super-GAU, also einem möglichen Platzen der Reaktordruckbehälter und Freiwerden der gesamten Radioaktivität darin. Denn in Block 1 und 3 ragten am Wochenende Teile der nuklearen Brennstäbe über längere Zeit aus dem Kühlwasser heraus.

Ob es dadurch bereits zu Kernschmelzen gekommen ist, ist nicht ganz klar. Regierungssprecher Yukio Edano dementierte am Sonntag seine früheren Angaben, wonach es auch im Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima I eine "teilweise" Kernschmelze gegeben habe. Die Brennstäbe hatten für längere Zeit um bis zu drei Metern aus dem Kühlwasser herausgeragt, anstatt wie normal komplett bedeckt zu sein. Dabei hätten sich die Brennstäbe allenfalls lediglich verformt, erklärte Edano in seinem Dementi.

Freitagnacht (unserer Zeit) hatten sich bereits die Brennstäbe im Reaktor 1 überhitzt. Nach Aussagen der japanischen Behörde für Atomsicherheit, ist es dort dabei zu einer teilweisen Kernschmelze gekommen. Das steht ebenfalls ganz im Gegensatz zu den Darstellungen von Regierungssprecher Edano, bei denen von einer Kernschmelze im Reaktorblock I nie die Rede war.

Die Frage, ob es teilweise zum Schmelzen der Brennstäbe gekommen ist, ist deshalb so wichtig, weil sich bei einer Kernschmelze die zerlaufenen Brennstäbe am Boden des Reaktordruckbehälters sammeln – und ihn durchschmelzen, also zerstören können. Der Druckbehälter stellt den eigentlichen Schutz vor der Radioaktivität eines Kernreaktors wie in Fukushima dar.

Reaktoren werden mit Meerwasser notgekühlt

Die Betreiber pumpen inzwischen auch in Block 2 und 3 Meerwasser hinein. Beim Block 3 habe man "frühzeitig damit begonnen", Druck abzulassen und Wasser einzupumpen, sagte Regierungsvertreter Edano. Beobachter werteten dies als Eingeständnis, dass die Regierung bislang zu zögerlich vorging. Kritiker werfen ihr schwaches Krisenmanagement vor.

Beim Block 2 ist im Verhältnis zu der Lage in Block 1 und 3 offenbar in einem noch früheren Stadium damit begonnen worden, Meerwasser einzufüllen. Am Montagmorgen meldeten die Betreiber laut Agentur Jiji, dass sie dadurch eine Überhitzung der Brennstäbe hätten vermeiden können. Es sieht so aus, als hätten die Brennstäbe hier nicht freigelegen.

Durch die Überhitzung der freiliegenden Brennstäbe, das Nachfüllen von Kühlwasser und das Ablassen von Kühlwasserdampf aus dem Reaktordruckbehälter von Block 1 hatte sich am Samstag früh (unserer Zeit) Wasserstoff-Gas unter dem Dach des umgebenden Reaktorgebäudes gesammelt, sich entzündet und das Gebäude zerstört. Edano hatte breits am Sonntag darauf hingewiesen, dass sich so eine Explosion beim Block 3 wiederholen könne – was dann auch am Montag passierte.

"Feed and bleed"

Normalerweise wird ein Kernreaktor über einen Wärmetauscher gekühlt. Das geht so: Die Brennstäbe sind in mit Bor angereichertes Kühlwasser getaucht. Weil dieses dadurch radioaktiv kontaminiert ist, wird es zum Kühlen in einem Wärmetauscher in Rohren kontinuierlich an kühlendem Frischwasser aus einem Fluss oder dem Meer vorbeigeführt. Weil in Fukushima selbst die Notstromaggregate ausgefallen und auch die Notbatterien alle sind, funktioniert dieses System aber nicht mehr.

Deshalb wird in die Reaktordruckbehälter jetzt das Meerwasser direkt eingefüllt. Dadurch steigt aber auch der Druck im Reaktordruckbehälter. Deshalb muss immer wieder beim Kühlen entstandener (und radioaktiv belasteter) Dampf abgelassen werden. Weil dadurch die Umgebung kontaminiert wird, nennt man dieses Vorgehen im Englischen auch "Feed and bleed".

Weil die Brennstäbe zuvor überhitzt waren, ist dabei zudem Wasserstoff entstanden, der mit dem Dampf beim Ablassen in das Reaktorgebäude entweicht, sich am Dach sammelt und zu den Explosionen führt.

Dass die Reaktoren nun mit Meerwasser befüllt werden, bedeutet im übrigen, dass sie unabhängig vom Ausgang der Krise nicht mehr für die Stromerzeugung brauchbar sein werden.

Noch eine Chance, den Super-GAU zu verhindern

Entscheidend ist nun, dass die Reaktordruckbehälter, die die Brennstäbe und das Kühlwasser umfassen, weiter standhalten. Am Samstag hatten einige Experten in Deutschland schon vermutet, dass der Druckbehälter von Block 1 nicht mehr ganz dicht hält und deshalb einen Super-GAU für unabwendbar gehalten. Darunter war auch Wolfgang Renneberg, der langjährige Leiter der Abteilung für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium.

Renneberg erklärte nun am Sonntag, dass es doch noch "eine Chance" gebe einen Super-GAU "zu vermeiden, wenn die Kühlung aufrechterhalten werden kann". Für eine verlässliche Prognose reichten die vorliegenden Daten aber nicht. "Es kann auch sein, dass man hier nur Zeit gewinnt und dann der Reaktor, der Sicherheitsbehälter, doch durchschmilzt." Das Schicksal der beiden überhitzten Reaktoren des AKW Fukushima I stehe "auf der Kippe".

Experten warnten unterdessen, dass erwartete Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 7,0 die angeschlagenen Reaktoren weiter gefährden könnten. Mit Blick auf den Reaktor 3 treibt Atomexperten eine weitere Sorge um: In diesem kommen Mischoxid-Brennelemente (Mox) zum Einsatz, die aus mehreren Uran- und auch Plutoniumoxiden bestehen. Sie stammen aus dem Aufarbeitung atomarer Abfälle. Diese Mischung sei "ein gewaltiges chemisches Gift", sagte Jean Marie-Brom vom französischen Netzwerk für Atomausstieg (Sortir du Nucléaire). "Es reicht, ein Partikel einzuatmen, um Lungenkrebs zu bekommen."

Unklar ist laut Experten, wie viel Plutonium derzeit noch in den Brennelementen von Reaktor 3 steckt. "Befindet sich noch relativ viel Plutonium in den Brennelementen, erhöht das die Gefahr, dass plötzlich wieder eine Kettenreaktion eintritt", sagte Wolfgang Renneberg.

Das dritte AKW mit ausgefallenener Kühlung ist Fukushima Daiini, auch Fukushima II genannt. Dort ist die normale Kühlung bei drei der vier Reaktoren ausgefallen. Dort gibt es aber bislang keine mit Fukushima I vergleichbaren Probleme.

Am Sonntagnachmittag (unserer Zeit) war außerdem für das AKW Onagawa der nukleare Notstand ausgerufen worden. Kurz vor Mitternacht (MEZ) gab dann die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) aber an, der Grad der Radioaktivität sei in dem Atomkraftwerk wieder auf ein normales Niveau gesunken. Die japanischen Behörden informierten die IAEA über die Entwarnung. Untersuchungen an der Anlage hätten ergeben, dass aus keinem Reaktor Radioaktivität ausgetreten sei. Es wird vermutet, dass die erhöhte Radioaktivität rund um den Komplex von der Anlage in Fukushima stammt.

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41 Kommentare

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  • B
    bundeskater

    @ Benno:

     

    Der GAU ist der Unfall, den ein AKW noch aushalten muss, es ist ein technisch noch zu beherrschender Unfall. Es ist der Super-Gau ist der Unfall, den ein AKW nicht mehr aushält. Also die Katastrophe.

  • TR
    Thomas Reichmann

    @Benno:

    Genau diese Steigerung ist doch hier eingetreten! Dieser Unfall war eben größer als man annehmen konnte und daher gibt es auch keinen Plan, wie mit der Situation umzugehen ist. Daher "Super-GAU".

    Das ist ja auch bei uns nun der Knackpunkt: Der "Größte Anzunehmende Unfall" wird einfach als der definiert, für den einem noch Gegenmaßnahmen einfallen. Mit dieser Schildbürger-Philosophie ist nun und muss nun endlich Schluss sein!

  • S
    SuperBenno

    Lieber Benno,

     

    ein GAU, ist der größte anzunehmende Unfall, der noch beherrschbar ist. Wohingegen der Super-GAU eben nicht mehr beherrschbar ist, da das Ausmaß des Unfalls so groß ist, dass er ÜBER den Erwartungen liegt, die bei der Planung der Anlage angenommen wurden.

     

    Wenn also nur Strom weg wäre und die Kühlung versagt wäre dies ein GAU, sofern dabei die Notstromversorgung funktionieren würde und der Reaktor gekühlt werden könnte.

    Offen liegende Brennstäbe sind leider nicht beherrschbar => Super-GAU.

     

    Alles klar? :)

  • P
    Peter

    @Benno

     

    is ganz leicht. GAU = Ein eingeplanter Unfall, die Radioaktivität verbeleibt im Druckbehälter oder die geschmolzenen Brennstäbe werden in einer unter dem Kraftwerk verbauten Behälter aufgefangen (neue KKW) super GAU: alles vorbei, Druckbehälter geplatzt, Radioaktives Material liegt frei und ist unkontrollierbar (Tschernobyl, Zement vom Hubschtrauber) nicht planbar. so.

     

    @Eric

     

    wie in Frankreich, unzureichende Kohlevorkommen, es gilt ein Land zu versorgen ohne auf andere Länder angewiesen zu sein. bleibt KKW.

     

    --> Demo: Berlin, heute 18 Uhr, vor Oma Merkel

  • S
    SuperGAU

    GAU = Größter anzunehmender Unfall, der beim Bau des AKWs eingeplant wurde (anzunehmender, ne?).

     

    Super GAU = Alles was darüber geht und nicht eingeplant wurde.

  • H
    Hanna

    @Eric

    Japan braucht viel Energie und hat wenig Rohstoffe, da haben sie auf Kernenergie gesetzt (wie Frankreich in Europa). Iran und Türkei sind auch hoffnungslose Fälle: Bei denen gibt es kein Quadratmeter ohne seismische Aktivität, denn gibt es AKWs und sie bauen auch noch weitere. Menschen lernen nur durch großes Leid, dazu reicht für viele Japan nicht mal aus. Aber für uns hoffentlich.

  • Q
    qnze

    @ Benno

     

    Den Begriff des Super-Gau gibt es jedoch, und dieser ist auch definiert:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Supergau#Super-GAU

  • HP
    Horst Pachulke

    Ich teile den Optimismus der Beherrschbarkeit dieses Störfalles zwar nicht, hoffe jedoch, dass ich zu pessimistisch bin. Ferner stellt sich mir die Frage, weswegen keine Bilder der havarierten Reaktoren gezeigt werden - eventuell wären diese zu erschreckend?

     

    Ich bitte zu bedenken, dass in den Notfallplänen für einen Austritt von radioaktivem Material Desinformation vorgesehen ist - ganz offiziell. Dies wird mit der Notwendigkeit begründet, eine Panik - und natürlich auch einen Aufruhr - zu verhindern.

    Denn: Wer stark verstrahlt ist, könnte eine gewisse Wut entwickeln auf die Menschen, die diese Sache angerichtet haben.

  • B
    @Benno

    Vielleicht for dem Beschweren informieren:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsst%C3%B6rfall#Super-GAU

  • A
    asdf

    @Benno

     

    Ein GAU ist der größte noch beherrschbare Unfall, für den ein AKW schon durch seine Konstruktion ausgelegt wurde. Das Wort super bedeutet hier im wörtlichen Sinne 'über', dass heißt ein Super-GAU ist nicht mehr zu beherrschen.

  • A
    Akronymus

    @ Benno - zu den Begriffen:

    Als 'GAU' wird ein Szenario bezeichnet, gegen das konstruktive Maßnahmen vorhanden sind, das also als noch beherrschbar gilt.

    Als 'Super-GAU' bezeichnet man alles, was darüber hinausgeht - insbesondere den Fall, dass überhitzte Brennstäbe die Reaktor-Hülle durchschmelzen und ins Freie felangen - dagegen kann man dann einfach nichts mehr machen.

    Die Grenzen sind dabei fließend; aus einer Störung kann ein 'GAU' werden und daraus ein 'Super-GAU'. Insofern ist die Wortwahl in den Beiträgen durchaus korrekt, auch wenn solche technischen Bezeichnungen immer etwas Beschönigendes an sich haben.

     

    Man kann das anschaulich mit einem doppelten Bremssystem vergleichen - wenn davon eines ausfällt, ist durch das zweite noch Bremswirkung vorhanden (analog zu 'GAU') - wenn beide ausfallen, kann das System das nicht mehr auffangen ('Super-GAU'). Trotzdem sind die Auswirkungen noch von anderen Faktoren abhängig, bei unserem Beispiel etwa davon, ob das Fahrzeug gegen eine Betonmauer prallt oder auf einer Wiese ausrollt.

     

    Bei den Kraftwerken sind alle drei Kühlsysteme nacheinander ausgefallen, was an sich schon die Klassifizierung als 'Super-GAU' erlaubt (es gibt kein System mehr, das auf die Temperatur der Brennstäbe Einfluss nehmen kann); unklar ist nur, was die Brennstäbe alles anrichten werden, bevor sie irgendwann von selbst auskühlen.

  • C
    Clemens

    Lieber Benno,

     

    nächstes Mal recherchieren bevor du deine eigene Unwissenheit hier zur Schau stellst.

     

    Aus wikipedia heißt es:

     

    "Als Super-GAU wird ein Unfall bezeichnet, bei dem stärkere Belastungen auftreten als beim oben definierten Auslegungsstörfall.

     

    Mit „Super“ wird angedeutet, dass die Folgen des GAU übertroffen werden. Dabei wird die Vorsilbe super- in der ursprünglichen lateinischen Bedeutung ‚über‘, ‚darüber hinaus‘ verwendet. In Fach- und Verwaltungssprache wird dafür der Begriff Auslegungsüberschreitender Störfall verwendet."

     

    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsst%C3%B6rfall#Super-GAU

     

    Bitte.

  • E
    Erik

    @Benno:

     

    Vielleicht solltest Du erst einmal recherchieren, bevor Du grundlos Vermutungen anstellst.

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Supergau#Super-GAU

     

    "Bei einer Freisetzung von Radioaktivität jenseits der gesetzlich festgelegten Grenzwerte ist daher nach Definition der Rahmen des GAU überschritten und ein Super-GAU eingetreten."

     

     

     

    Liebe Grüße,

    Erik

  • N
    Niko

    Ähm ich bin ja kein Atomphysiker aber irgendwie erinnert mich das aussehen der Explosion an das einer sog. schmutzigen Bombe ausserdem warum ist wenn sich der Wasserstoff unter dem Dach angesammelt hat die eigentliche (zudem noch Orangefarbene) Explosion eher im mittelteil des Gebäudes könnte sich das Zeug da noch Plutonium drin zu sein scheint selbst in die kritische Masse Befördert haben (Luftdruck ?) wilde Theorien vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen der sich da ausskennt :) aber trotzdem welches Material der Welt hält einer Explosion stand die ein riesiges Betongebäude schätzungsweise 300 Meter in die Luft befördert ? Die wissen genau dass der Wind dreht vielleicht sollten sie zumindest langsam anfangen Tokyo zu evakuieren oder zumindest Jod verteilen

  • J
    J.B.

    Super-GAU ist kein Begriff, den sich die TAZ ausgedacht hat lieber Benno. Einfach mal n bissl recherchieren ;-).

     

    Ich bin der TAZ sehr dankbar über diesen Artikel. Endlich mal schlüssig und nachvollziehbar erklärt, worin die Gefahren aktuell vor Ort in Japan bestehen. Danke!

  • S
    Simon

    @Benno

     

    Ein GAU ist der größte anzunehmende Unfall, der Unfall, auf den die AKW in ihren Sicherheitsbestimmungen ausgelegt sind. Ein Super-GAU bezeichnet einen Unfall, der über diese Annahmen hinausgeht. Eigentlich haben wir nach dieser Definition schon einen Super-GAU, da die Reaktoren in Japan nicht auf diese Situationen ausgelegt waren. Die Kühlung mit Meerwasser ist zum Beispiel in keinem Notfallplan vermerkt und geht somit über den GAU hinaus.

     

    Bei Wikipedia findet man die Definition nochmal:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsst%C3%B6rfall

  • M
    Markus

    Super-GAU stimmt schon, Benno.

    GAU = grösster ANZUNEHMENDER Unfall, dieser wird für die behördlichen Genehmigungen herangezogen.

    Super-GAU = schlimmer als dieser bei der Auslegung der Anlagen ANGENOMMENE Unfall (von lateinisch "super" = über, oberhalb, darüber hinaus).

    Wenn jetzt Meerwasser eingepumpt wird und dann radioaktiver Dampf in die Umwelt abgelassen wird, um noch Schlimmeres zu verhindern, so sind wir sicher in einer Situation, die schlimmer ist als der grösste ANGENOMMENE Unfall. Somit ist die Bezeichnung "GAU" für das was in Fukushima passiert verharmlosend.

  • F
    Fledi

    @Benno: Erst informieren, dann schreiben. Der GAU, "größter ANZUNEHMENDER Unfall", ist der Unfall, für den das Kraftwerk ausgelegt ist, bei dem also noch nichts passiert. Super : Lateinisch für ober, überhalb. Der Super-GAU ist damit jeder Unfall, für den das Kraftwerk nicht ausgelegt ist, der also über den GAU hinausgeht. Das ist also nach Defintion ab INES-Stufe 5 der Fall.

  • O
    Ochs

    Wenn das Gerüst noch steht, kann man davon ausgehen, dass auch die Stahlummantelung noch intakt ist. Noch ist nix verloren.

  • N
    Nico

    hey benno,

    nicht so voreilig mit dem Urteil. "GAU" ist ein technischer Begriff, der von den Betreibern geprägt wurde. Er steht für "Größter anzunehmender Unfall" und meint die Kernschmelze. Es wird ja leider von den AKW-Betreibern behauptet, das die Reaktorbehälter unkaputtbar seien. Deshalb wird die Kernschmelze als "Größter anzunehmender Unfall" bezeichnet. Schlimmer wird es natürlich, wenn der Reaktorbehälter eben doch zerstört wird. Dann entweicht die komplette Radioaktivität. Betreiber behaupten, das könne es nicht geben. Die Öffentlichkeit ist mittlerweile schlauer und bezeichnet deshalb die Kernschmelze mit Explosion des Reaktor-Druckbehälters als "Super-Gau".

    Die sind schon sinnvoll, die Bergifflichkeiten! Die Behauptung der Betreiber, außer einer Kernschmelze im inneren des Reaktordruckbehälters könne nichts passieren, ist natürlich schlicht gelogen. Hoffentlich bekommen wir das in Japan jetzt nicht bewiesen!!!!!

     

    Nico

  • G
    Gordao

    Des Weiteren bin ich der Meinung dass sofort alle Ozeane und gefährliche Gewässer abgelassen werden. Man denke nur an die vielen Ertrunkenen, Tsunamis und ähnliche Scheußlichkeiten! Gut, makaber und technokratisch, wie sehen die die body-counts aus?

  • S
    Stefan

    Lieber Benno,

     

    Leider haben es immer noch nicht alle verstanden, wie viele andere Kommentatoren bei anderen Medien musst du es auch wiederholen. Deshalb auch nochmal für dich:

     

    Ein GAU ist der größte anzunehmende Unfall. Bei der Konstruktion eines AKW gilt dabei die Prämisse, das bei den Belastungen während dieses GAU-Szenarios kein radioaktives Material frei werden darf.

    Treten aber unvorhergesehene, größere Belastungen auf, handelt es sich dabei um einen Super-GAU.

     

    Danke

  • S
    SebiMeyer

    Lieber Benno,

     

    GAU = Grösster Anzunehmender Unfall. Das ist so richtig. Hierbei handelt es sich um den grössten Unfall der in einem solchen AKW passieren "darf" ohne das Strahlung aus dem Reaktor im grossen Masse frei wird. Flapsig gesagt: es passier ein Unfall, aber im grossen un ganzen bleibt der Reaktor heile und die Kühe nebenan stehen.

     

    Ein Super-GAU übersteigt dies. Es handelt sich also um einen Unfall der so nicht eingeplant wurde, wie zB in Chernobyl wo der Inhalt des Reaktors in die Umwelt gelang nachdem der Kern geschmolzen war.

     

    Es besteht also ein grosser Unterschied zwischen den beiden Nomenklaturen und es handelt sich nicht um eine Tautologie wie zB LCD-Display (Liquid Crystal Display Display).

  • V
    vanhousen

    GAU und Super GAU:

     

    Der größte anzunehmende Unfall (GAU) bezeichnet den größten Unfall, "für den die Sicherheitssysteme noch ausgelegt sein müssen.

     

    Es gibt aber Störfälle, die von solchen Modellen nicht erfasst werden und zum technisch nicht mehr beherrschbaren Super-GAU führen.

     

    GAU ist das "Worst-Case-Szenario", für den Super-GAU gibt es kein Szenario mehr.

  • A
    acid

    @Benno:

    Ein GAU ist der größte anzunehmende Unfall bei dem ein Reaktor noch standhalten kann (!). Bei Super-GAU hält der Reaktor nicht mehr dicht und es entweichen unkontrolliert radioaktive Isotope. Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsstörfall#GAU

     

    Also: erst googlen, dann motzen.

  • O
    ooops

    Informationspolitik wie schon bei "Deepwater Horizon" und etlichen anderen Vorfällen erlebt.

    Wer das als Objektiv bezeichnet ist naiv;

    naiv sein schmerzt ja nicht....

    Der Super GAU heißt deswegen "Super" damit man sich schon beim lesen an der Faszination des Schreckens delektieren kann.

  • B
    @Benno

    Deinen Fehler hat die taz in einer anderen Kommentarspalte sogar auch schon berichtigt.

    Sprachlich ist das falsch, aber es ist gebräuchlich.

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Super-GAU#GAU

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Super-GAU#Super-GAU

  • C
    Christian

    @Benno:

    Der Begriff Super-GAU hat schon seine Richtigkeit, siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Auslegungsstörfall

  • KR
    Kerstin Rabe

    Kyodo News Advisory brachte um 10:00 Uhr MEZ die Meldung das der amerikanische aircraft carrier seine Hilfe eingestellt hat aufgrund radiation...

  • S
    sannio

    Das Problem -auch der Spekulationen- ist doch die mangelnde Informationspolitik von Seiten des Betreibers und oder der Regierung. Was wurde über die Russen geschimpft... und weiß man hier mehr? Wie sind die Messdaten, gibt es eine Wolke?

    Wahrscheinlich dürfte aber auch sein, dass die Experten vor Ort mehr oder minder im Dunkeln tappen und bspw. mit der Meerwasserkühlung -wird das Wasser verstrahlt?- ziemlich hilflos die letzten Möglichkeiten ausschöpfen und eben auch nicht wissen was im Kern vor sich geht.

    Und das Explosionen -augenscheinlich- dieser Heftigkeit auch den Druckbehälter in Mitleidenschaft ziehen oder zumindest nicht gut sein können, dürfte auch auf der Hand liegen.

    Dabei stimme ich teilweise @Franz zu und kann mich auch nur Yogeschwar anschließen, der den Reißer "Super-GAU" im Sprachgebrauch zu recht von sich wies. Größter anzunehmender Unfall, wie will man das steigern?! Muss man das steigern?!

  • HM
    Hans Müller

    Weiß jemand , wie das Meerwasser in den Reaktor gelangt ? Den Berichten zu folge sind doch alle Pumpen und Notstrom Aggregate auf Grund

    der zusammengebrochenen Stromversorgung ausgefallen.

  • B
    Benno

    Liebe taz,

     

    wie alle Medien muss nun auch die taz diesen Unsinn wiederholen.

     

    Ein GAU ist bereits "super" eine Steigerung ist somit nicht möglich.

     

    GAU -> Grösster Anzunehmender Unfall

     

    Was soll jetzt bitte ein "Super Grösster Anzunehmender Unfall" sein?

     

    Gerade im Journalismus sollte man auf sprachliche Genauigkeit achten.

     

    Danke

  • E
    Eric

    Was ich nicht verstehe ist, warum man in Japan überhaupt AKW´s gebaut hat? Es ist kein Geheimnis, daß hier Erdplatten aneinander reiben?! Ich vermute unsere Politiker werden erneut Ausflüchte finden, um die AKW`s in Deutschland weiter zu betreiben. Aber mich wundert eh nichts mehr, traurig oder?

  • M
    Maulwurf

    Merkel über Atomunglück in der ARD: "Das sind ungeahnte Ausmasse eines Unglücks, die wir so noch nicht kannten"

    Jeder KANNTE diese Szenen, der Unterschied lag nur darin, dass manche über sie gelacht haben und andere nicht.

  • H
    Hans

    Die Kernenergie ist gefährlich, teuer und unkontrollierbar. So schnell es geht: Raus aus den AKWs. Die Regierung soll endlich machen, was das Volk will, die alten Beschlüsse sind nicht vom Himmel gefallen. Und ich lebe hier, nicht in Frankreich oder der Schweiz. Leider kann ich deren AKWs nicht abschalten, aber ich würde das gerne machen. So viel steht fest.

  • F
    Franz

    Liebe TAZ,

    dieser Bericht ist der erste Beitrag von Ihnen, bei dem Objektivität gewahrt wird (Gratulation!) und in einem erheblich geringerem Maße über Spekulationen von scheinbaren Experten berichtet wird, die trotz fehlender Fakten so tun, als ob sie wüßten, was Tatsache ist. Dies ist leider nicht der Fall und wirkliche Experten/Wissenschaftler würden sich gemäß des international gültigen wissenschaflichen Ehrenkodex niemals dazu hinreissen lassen, Spekulationen als Fakten zu verkaufen. So sprach schon mancher "Experte" davon, dass ein Super-Gau ausgebrochen sei und selbst Herr Renneberg ruder in seinen Aussagen, wenn auch langsam, zurück. Jedenfalls haben sich in der gesamten deutschen Presse viele "Experten" bis auf die Knochen blamiert mit ihren unfundierten Behauptungen und Spekulationen. Eine der ganz wenigen Ausnahmen war Ranga Yogeshwar, der absolut objektiv die Verhältnisse in den japanischen AKWs beschrieben hat. Dies geht und man kann trotzdem AKWs wie er sehr kritisch sehen. Eine Wohltat!

    Ich hoffe, dass die Berichterstattung der TAZ sich weiter verbessert (objektiver wird), auch, wenn ich verstehen kann, dass manchem die Emotionen durchgehen. Nur dies widerspricht gutem, unabhängigen und "open minded" Journalismus!

  • K
    Knud

    Warum war die Explosion an Block 3 orange-gelb und nicht fast farblos wie in Block 1, wenn doch Wasserstoff weitgehend farblos verbrennen soll?

  • E
    ElToro

    Unvorstellbar, dass in dem AKW unschuldige Menschen unter Einsatz Ihres Lebens die Kaastrophe auch für uns abzuwenden versuchen.

     

    Ganbatte kudasai!!

  • RS
    Reinhold Schramm

    Die radioaktive Wolke wird vor den Grenzen kein halt machen. Eine Verbreitung der radioaktiven Isotopen ist nicht ausgeschlossen. - Auch durch die Politik der Atomlobby in Deutschland wird das Leben und die Zukunft der Bürger gefährdet. Es ist ein unverantwortliches, ein soziales und gesellschaftspolitisches Verbrechen, dass wir Bürger gefährdet werden, nur weil einige wenige Konzerne Profit machen wollen. Sofortige Abschaltung aller Kernkraftwerke in Deutschland und Europa!

  • D
    Dolph

    Uff, habe gerade eben NHK World gesehen und das ganze Reaktorgebäude scheint WEG zu sein!

    Da frage ich mich ja, selbst als notorischer Optimist, wo nun der angeblich völlig intakte Druckbehälter sein soll. Hochgeschleudert auf 300m in der Luft auf einer ballistischen Flugbahn? Mal schauen wo er einschlägt...

  • M
    Marmeltier

    Sicher, so ein Erdbeben und Tsunami kann in Deutschland gar nicht passieren. Man kann hier auch mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit ausschließen, dass bei ICE-Zügen die Radreifen defekt sind und bei unserem Stand der Technik ein so moderner Zug 100 Menschen in den Tod reißt. Oder hätte jemand vor 2004 angenommen, dass es im Münsterland durch - nun ja - ungewöhnliches Winterwetter zum Reißen von Starkstromkabeln und tagelangen Stromausfällen kommen kann? Alles ziemlich unwahrscheinlich, nicht?