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Hausverbot für Hamburger ÖTV

■ Massenentlassungen bei der Stiftung Alsterdorf / Neue Runde im Gehälterstreit

Die in finanziellen Turbulenzen geratenene kirchliche Stiftung Alsterdorf hat gestern Massenentlassungen angekündigt. Mindestens 70 MitarbeiterInnen aus den Bereichen Fuhrpark, Küche und Reinigung sollen in den nächsten Monaten ihre Kündigung erhalten, 40 weiteren Beschäftigten droht mittelfristig die Entlassung.

Der Konflikt zwischen Mitarbeitervertretung und Vorstand geht damit in eine weitere Runde: Im vergangenen Jahr war die Mitarbeitervertretung unter Protest zurückgetreten, weil sich die Vorstandmitglieder der aus Spenden finanzierten Einrichtung Managergehälter von 230.000 Mark genehmigen wollten, während es bei der Behinderten-Betreuung an allen Ecken und Enden mangelt. Selbst ein Vermittlungsversuch der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen scheiterte kläglich an der Selbstbedienungsmentalität der Vorständler.

Die neuerlichen Einsparungen werden abermals mit finanziellen Engpässen begründet. Der Vizechef der Gewerkschaft ÖTV, Wolfgang Rose zur taz: „Solange der Vorstand 230 000 Mark jährlich verdient und die Audis an der Pforte parken, so lange die Gehälter als auch die Anzahl der leitenden Positionen weit über dem im öffentlichen und kirchlichen Dienst Üblichen liegen, so lange darf keiner Putzfrau, keinem Handwerker, keinem Büroangestellten der Arbeitsplatz streitig gemacht werden.“

Der Stiftungs-Vorstand reagiert auf die gewerkschaftliche Kritik mittlerweile mit hysterischen Attacken. In einem Brief erteilte das Management der Gewerkschaft im Mai ein Hausverbot für das gesamte Stiftungsgelände in Alsterdorf. Auch der Wunsch der Mitarbeitervertretung, die Gewerkschaft zur gestrigen Betriebsversammlung einzuladen, lehnte der Vorstand kategorisch ab. Rose: „Der Vorstand stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus, wenn er in Zeiten, wo die Beschäftigten gewerkschaftlichen Rat und Schutz benötigen, den Konflikt mit der ÖTV sucht“.

Kai von Appen

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