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Hausdurchsuchung in PS-Zentrale

■ Ermittlungen über Finanzskandal der Sozialistischen Partei/ Vorwurf der illegalen Geldbeschaffung

Paris (afp) — Die Zentrale der Sozialistischen Partei (PS) in Paris ist am Dienstag überraschend mehrere Stunden lang von einem Untersuchungsrichter im Zusammenhang mit Parteifinanzierungsgeschäften durchsucht worden. Der Untersuchungsrichter Renaud van Ruymbeke vom Berufungsgericht in Rennes hatte am Vortag die Vertretung der Sozialistischen Partei im westfranzösischen Le Mans durchsucht und zwei Lokalpolitiker verhaften lassen. Den beiden Männern wird Unterschlagung vorgeworfen.

Die regierende PS erklärte ihr Befremden über die unangekündigte Durchsuchung ihrer Parteizentrale, in der erst wenige Stunden vor Eintreffen des Richters der neue Parteivorsitzende Laurent Fabius offiziell sein Amt angetreten hatte. Die PS habe „nichts zu verbergen“, lehne es aber ab, zum „Opfer einer parteiischen Initiative“ gemacht zu werden, hieß es in einer Erklärung. Der Untersuchungsrichter verließ das Gebäude mit mehreren Säcken voller Dokumente.

Der überraschende Vorstoß der Justiz bringt die Debatte um die Affäre wieder in Gang, bei der es um illegale Geldbeschaffung der Partei über zwei Deckfirmen, Urba- Gracco und SAE, geht. Einem Untersuchungsrichter, der gleichfalls überraschend angesetzte Haussuchungen in Firmenniederlassungen vorgenommen hatte, war der Fall zuvor vom sozialistischen Justizminister Henri Nallet entzogen worden. Die in die Affäre verwickelten Politiker wurden durch eine im Januar 1990 vom Parlament abgesegnete Amnestie aus der Verantwortung entlassen, während gegen die betroffenen Geschäftsleute noch Verfahren laufen.

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