Hausdurchsuchung bei Wiener Gratisblatt: Für Kurz wird's knapp
Die Büroräume der Boulevardzeitung „Heute“ waren am Donnerstag Ziel einer Razzia. Der Vorwurf: Korruption. Im Zentrum: Sebastian Kurz.
Um Bestechung und Inseratenkorruption geht es bei den Ermittlungen gegen das Management der Boulevardzeitung Heute. Die Büroräume der Geschäftsführung in der Wiener Innenstadt waren am Donnerstag Ziel einer Hausdurchsuchung.
Unter Verdacht steht Eva Dichand, Medienmanagerin und Herausgeberin des Gratisblatts. Belastet wird sie von Thomas Schmid, dem ehemaligen Generalsekretär im Finanzministerium, der einst für Sebastian Kurz gewogene Berichterstattung im Boulevard organisierte. Schmid strebt Kronzeugenstatus an und hat vor der Staatsanwaltschaft umfangreich ausgepackt.
Die 50-jährige Society-Lady Eva Dichand, die mit Christoph Dichand, dem Teileigner und Herausgeber des Massenblatts Kronen Zeitung verheiratet ist, bemühte sich laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ab 2015 um ein „stifterfreundlicheres Privatstiftungsgesetz.“ Schmid soll versprochen haben, sich darum zu kümmern.
Als Gegenleistung soll Dichand zugesagt haben, in Heute und Kronen Zeitung für eine „gute Presseberichterstattung“ zu sorgen. Gleichzeitig arrangierte es Schmid, dass die ohnedies schon üppigen Werbeeinschaltungen der ÖVP-geführten Ministerien an Heute und Krone weiter aufgestockt wurden. Sebastian Kurz intrigierte damals – letztlich erfolgreich – gegen ÖVP-Parteichef Reinhold Mitterlehner, um selbst die Partei zu übernehmen und dann Bundeskanzler zu werden.
Für Kurz, der Ende 2021 wegen Vorwürfen der Inseratenkorruption als Bundeskanzler und ÖVP-Chef zurücktreten musste, kann es jetzt unangenehm werden. Nach seiner Darstellung seien derartige Absprachen mit den Medien immer hinter seinem Rücken erfolgt.
Laut Schmid war er aber in sämtliche Vorgänge engstens eingebunden. „Kurz wusste – und befürwortete – also unzweifelhaft den Zusammenhang“ zwischen den Anliegen von Eva Dichand und der Unterstützung seines Wahlkampfes, heißt es im Akt der WKStA, die in der Causa insgesamt neun Beschuldigte führt. Darunter auch Kurz, der inzwischen für den deutsch-kalifornischen Milliardär und Trump-Förderer Peter Thiel arbeitet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen