piwik no script img

Haus eines Attentäters gesprengt

■ Israelische und palästinensische Menschenrechtler verurteilen Kollektivstrafen. 37 Palästinenser verhaftet

Jerusalem (AFP/AP/taz) – Die israelische Armee hat gestern im Westjordanland ein Haus in die Luft gesprengt, in dem ein palästinensischer Selbstmordattentäter gewohnt hat. Das Haus von Ibrahim Sarahneh im Flüchtlingslager Fauwar bei Hebron wurde durch die Explosion vollständig zerstört. Sarahneh hatte am 25. Februar in Aschkalon ein Selbstmordattentat verübt. Der Anschlag von Aschkalon war der Auftakt einer Serie von vier Selbstmordanschlägen, bei denen 61 Menschen getötet und rund 200 verletzt worden waren. Der Oberste Gerichtshof hatte die Zerstörung von Häusern im Westjordanland genehmigt.

Die israelische Armee hat gestern 37 Palästinenser festgenommen, die extremistischen Organisationen angehören sollen. Nach Angaben eines israelischen Armeesprechers wurden 35 von ihnen in Karwas Bani Hassan bei Tulkarem gefaßt, zwei weitere in der Nähe von Hebron. Seit dem 25. Februar hat Israel im Westjordanland fast 400 Palästinenser festgenommen.

Israelische und palästinensische Menschenrechtler haben gestern gegen die Zerstörung palästinensischer Häuser protestiert. „Wir wehren uns gegen diese Kollektivstrafe und fordern die internationale Gemeinschaft auf einzugreifen“, hieß es in einer Erklärung der palästinensischen Menschenrechtsorganisation El Haq. Die israelische Menschenrechtsorganisation Betselem forderte Regierungschef Schimon Peres auf, diese Strafmaßnahme noch einmal zu überdenken. Kollektivstrafen dieser Art verstießen gegen internationales Recht.

Peres hat dagegen seine Entschlossenheit bekräftigt, militante Palästinenser zu deportieren. Damit sollten weitere Attentäter abgeschreckt werden, erklärte Peres. Er betonte aber zugleich, es gehe keinesfalls um die Abschiebung von Frauen, Kindern oder ganzen Familien.

Allerdings werden derzeit in Jerusalem auch Pläne zur Verbannung von Angehörigen erwogen. Der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes, Ami Ajalon, will laut einem Bericht der Tageszeitung Haaretz drei Gruppen verbannen: in Israel inhaftierte Mitglieder der radikalen Hamas-Bewegung sowie der Untergrundorganisation Dschihad (Heiliger Krieg), die Aktivisten des politischen Arms der Hamas sowie die Verwandten ersten Grades der Selbstmordattentäter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen