berliner szenen: Hauptstadtsommer
Endlich daheim
Endlich Sommer! Endlich Umzüge und Straßenfeste! Endlich noch mehr Umzüge und Straßenfeste! Als stolzer Bewohner dieser Stadt ist man ja hocherfreut darüber, dass die großen Umzüge des Jahres immer größer und schöner werden: CSD, Karneval der Kulturen, Love Parade. Noch mehr freut man sich aber darüber, dass es jedes Jahr noch mehr Umzüge gibt. So haben wir jetzt bekanntlich die Demo des Vereins „Rettet den Tiergarten“, die bestimmt ein großer und sicher auch regelmäßiger Spaß für Alt und Jung werden wird. Dann die Fuck Parade, die dieses Jahr ohne die Love Parade stattfindet. Und den so genannten Carneval Erotica, den der KitKat-Club auf dem Ku’damm organisiert. (Jede Wette, dass der Ku’damm bald zu klein sein wird!). Woran noch gearbeitet werden muss: „Rettet den Tiergarten“, Fuck Parade und Carneval Erotica sind alle am selben Tag, was ihrem weiteren Wachstum im Wege stehen könnte.
Ist mal kein Umzug, organisiert man als guter und stolzer Berliner seinen eigenen Umzug in Form eines Straßenfestes. Immer nur konsumieren geht nicht. Außerdem will man ja mal seinen Nachbarn oder Zahnarzt kennen lernen und sich wenigstens einer Identität hundertprozentig sicher sein. Weswegen wir mit Freuden einen Neuzugang vermelden: Die Kreuzberger Hagelberger Straße feiert am 7. und 8. Juli ihr erstes multikulturelles Straßenfest! (Zeitgleich finden statt: 48 Stunden Neukölln, das Straßenfest der Moabiter Kirchstraße, das Straßenfest der Lehrter Straße, das Straßenfest der Tegeler Straße in Wedding und das Hoffest der Köpenicker Straße 17). Schön übrigens, dass sich jetzt auch Start-ups, Neuökonomen und die Clubszene um ihren Kiez kümmern. So geschehen letztes Wochenende, wo unter Schirrmherrschaft der Eventmarketing-Firma Flora & Fauna ein Hoffest in den Arkona-Höfen stattfand – da traf man sich sozusagen zu Hause und nicht im WMF oder Bergstübl, und da hörte man smarten House statt smarter Volksmusik. Was man noch so hörte: Die Auguststraße feiert demnächst ein Fest, und dort wollen neben den Galeristen auch Cookie und das WMF nicht zurückstehen. Damit wir auch morgen noch kraftvoll in unseren Kiez beißen können.
gba
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