Hauptstadtmarketing: Berlin ist eine Marke
Zwölf Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung sollen Berlin weltweit vermarkten helfen.
Sichtlich stolz listete der Regierende Bürgermeister am Freitag auf, wen seine Senatskanzlei in den vergangenen Monaten gewonnen hat. Zu den zwölf Größen, die Berlin künftig im "Berlin Board" genannten Gremium unterstützen sollen, zählen: der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher, der renommierte Architekt Hans Kollhoff, Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und der Vorstandsvorsitzender der Bayer AG Werner Wenning.
Gemeinsam mit weiteren Größen wie dem designierten Vorstandschef der Bertelsmann AG Hartmut Ostrowski und dem ehemaligen Rektor des Berliner Wissenschaftskollegs Wolf Lepenies sollen sie international für Berlin werben. Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) zeigte sich zufrieden, alle Wunschkandidaten hätten zugesagt: "Es hat nicht eine Absage gegeben." Je drei Experten aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Stadtentwicklung hat der Senat gewinnen können, um in den kommenden Jahren bis zu vier Mal jährlich zusammenzukommen, um über Vermarktungsmöglichkeiten zu beraten. Das erste Treffen ist für November anberaumt, ansonsten soll die Senatskanzlei die Kontakte zwischen den Mitgliedern koordinieren. Am kommenden Mittwoch will Wowereit seine Mitstreiter der Öffentlichkeit vorstellen.
Bei unverbindlichen Treffen will der Regierende es nicht bewenden lassen. Beispielsweise könne das Gremiumsmitglied Thomas Tuschl, renommierter Genforscher an der Rockefeller-Universität in New York und "Wunderkind" der Branche, seine Kontakte nutzen, um vielversprechende Nachwuchswissenschaftler an die Spree zu locken.
Das "Berlin Board" ist Teil einer Kampagne, mit der die Hauptstadt weltweit gezielter als bislang für ihre Attraktionen werben will. Für 2008 und 2009 sind je fünf Millionen Euro im Landeshaushalt eingeplant. In diesem Jahr gibt Berlin 600.000 Euro aus. Das Marktforschungsinstitut TNS Infratest hat den Auftrag erhalten, das Bild Berlins in und außerhalb Deutschlands durch Befragungen sogenannter Multiplikatoren zu ergründen. Laut Wowereit muss die Kampagne vor allem zwei Fragen beantworten: "Wo sind die Stärken der Stadt, und wo sind die Perspektiven?" Künftig soll ein Spruch, der weltweit verständlich ist und zur Hauptstadt passt, für Berlin werben. Vom bisherigen Arbeitstitel "Stadt des Wandels" hält nicht nur der Regierende wenig.
Insgesamt hat das neue Gremium 16 Mitglieder. Der Senat stellt die vier Senatoren für Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtentwicklung, auch Wowereit gehört dazu. Wowereit dachte bei der Präsentation gestern laut nach: Waren das nun insgesamt 16 oder 17 Mitglieder? Dann kam er drauf: "Ach, Kultur bin ich ja selber." Seit November 2006 ist der Regierungschef im Nebenjob auch für die Kulturpolitik zuständig.
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