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Hauptstadt-betr.: "Ein Symbol für ein gespaltenes Land" von Klaus Hartung, taz vom 22.6.91

betr.: „Ein Symbol für ein gespaltenes Land“ von Klaus Hartung, taz vom 22.6.91

Klaus Hartung hat recht! Wenn man in der Frage des Regierungssitzes schon von Verlierern und Gewinnern spricht, so ist Verlierer nicht in erster Linie die Stadt Bonn, sondern „das Land Nordrhein-Westfalen und sein fast übermächtiger sozialdemokratischer Lobbyismus“. Ob die Stadt Berlin mit all den auf sie zukommenden Problemen einer Hauptstadt als „Gewinner“ zu bezeichnen ist, wird man abwarten müssen.

Jetzt schon gewonnen hat mit der Entscheidung für Berlin allerdings der deutsche Föderalismus. Denn wer wie ich aus einem kleineren Bundesland kommt, weiß um die schlicht erdrückende Überrepräsentanz Nordrhein-Westfalens in fast allen überregionalen Verbänden, Initiativen, Parteien und so weiter. Entscheidungen gegen dieses Land können meist nur im Verbund aller gegen einen gefällt werden, oft überhaupt nicht. Eine Hauptstadt Berlin, eventuell vereinigt mit Brandenburg, hingegen gibt Anlaß zur Hoffnung auf ein östliches Gegengewicht zu diesem westlichen „Megaland“. Und damit ist die Entscheidung zugunsten Berlins letztendlich die einzig wirklich föderale. Thomas Boghardt, Hamburg

Die Pointe des Witzes, den Herr Hartung als Aufreißer verbrät, ist hoffnungslos versaut: Der Ossi sagt „Wir sind EIN Volk!“, und der Wessi antwortet: „Wir auch!“

Damit ist auch sehr die Frage, zu wessen Lasten die Pointe geht!

Seine hintersinnige Dimension gewinnt dieser Witz aus der Tatsache, daß die Parole „Wir sind das Volk!“ aus der Zeit stammt, als in der DDR gegen die SED demonstriert wurde. Die Variante „Wir sind EIN Volk!“ ist ein Jahr jünger und markiert, unter Bezugnahme auf den ursprünglichen Slogan, die historische Wende zum Anschluß.

Es ist schon blöd, Witze zu erklären, aber es liegt mir sehr daran, daß auch Herr Hartung ihn endlich versteht! Hajo Seidel, Frankfurt am Main

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