: Hauptbahnhof in der Schwebe
Neue Studie: Transrapid soll im Hauptbahnhof halten. Drei zentrale Gleise sollen weichen, der Zugverkehr wird eingeschränkt ■ Von Heike Haarhoff
Die Kundenfreundlichkeit der Deutschen Bahn AG kennt keine Grenzen. Um künftigen Transrapid-Reisenden das Umsteigen am Hamburger Hauptbahnhof in konventionelle Eisenbahnzüge „optimal“zu gestalten, untersucht das Unternehmen in einer Studie, wie die Wege zwischen Transrapid-Endhaltepunkt und Bahngleisen zu verkürzen seien. Das bestätigte gestern Bahn-Sprecherin Christine Geißler-Schild. Nach Informationen der taz liegt die Lösung auch schon vor: Man läßt den Stelzen-gleiter mitten in die Bahnhofshalle schweben und widmet ihm die Gleise 8, 9 und 10 als exklusive Haltestelle.
Eisenbahner und grüne Verkehrsexperten laufen dagegen Sturm; selbst die Hamburger Handelskammer vermutet „verschärfte Probleme“: Denn der Verlust der drei „zentralen Gleise“des Bahnhofs hätte gravierende Auswirkungen auf die künftige Gestaltung des Personen- und des Güterverkehrs. Züge aus Skandinavien, „für die die mittleren Gleise ja gerade erst ausgebaut worden sind“, stöhnt Hans-Jürgen Merl von der Handelskammer, könnten nicht mehr nach Hamburg kommen oder müßten unter großem Aufwand umgeleitet werden.
Denn Gleis 8 ist als einziges für den gesamten Fern- und Regionalverkehr sowohl Richtung Nordosten (Lübeck, Büchen) als auch Süden (Hannover, Bremen, Stade) nutzbar, kritisierte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Gila Altmann, die Pläne gestern. Das Gleis sei für „durchgehende Züge ohne Alternative“, warnt auch Wolfgang Wie-senewsky, Chefredakteur der „Hamburger Blätter für alle Freunde der Eisenbahn“.
Auch die Gleise 9 und 10 seien „unverzichtbare Durchlaufgleise“zwischen Nord- und Südkopf des Bahnhofs und würden demnächst „nach Fertigstellung des Großen Belts“vor allem von durchfahrenden Güterzügen aus Skandinavien benutzt, „die nicht alle über die eingleisige nördliche Güterbahn geführt werden können“.
Hamburgs rotgrüne Koalitionspartner in spe interessiert derweil dieser „detailtechnische Punkt“, als den SPD-Landesgeschäftsführer Werner Loewe das Problem gestern abtat, nur mäßig: „Unsere Position ist, daß wir den Transrapid akzeptieren, wenn die Bundesregierung sich auf nichts anderes einläßt.“Die GAL erklärte zum „rot-grünen Konsens“, der „Schienenverkehr im Hauptbahnhof dürfe durch den Transrapid nicht beeinträchtigt“werden. Allerdings habe die Stadt „keine Verfügungsgewalt für die Bahn AG“.
Kämpferischer gibt sich die Handelskammer: „Der Hauptbahnhof ist ein Engpaß in jeder Hinsicht“, grämt sie sich. Der vorhandene Platz reicht schon jetzt kaum, um die Verkehre abzuwickeln. Ein Ausbau der denkmalgeschützten Halle ist nach Angaben von Bahn-Bediensteten undenkbar. Bahn-Freund Wiesenewsky schwant deshalb, „daß der Schienenverkehr deutlich reduziert werden müßte“– zugunsten der Straße.
Derweil sucht Horst Fechner, Gechäftsführer der Magnetschnellbahn Planungsgesellschaft (MPG), solche Befürchtungen zu zerstreuen: „Das sind doch alles nur Überlegungen.“Zwar sei das Einschweben in den Bahnhof „der idealste Fall“, doch „wir können auch mit der alten Planung leben“: Die sieht vor, den Transrapid durch die ehemalige Hauptpost am Hühnerposten zu führen und an der Steintordammbrücke halten zu lassen. Außerhalb der Bahnhofshallen.
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