: Hauchdünner Sieg für Maltas Konservative
■ Bei den Parlamentswahlen vom Sonntag verlor die seit 16 Jahren regierende Labour Party aufgrund eines veränderten Wahlrechts / Absolute Mehrheit der Konservativen mit 34 Sitzen gegenüber 33 bei den Sozialisten / „Öffnung“ zum Westen erwartet
Von Werner Raith
Rom (taz) - Das Ergebnis der Wahlen auf Malta unterscheidet sich faktisch kaum von dem vor sechs Jahren - damals erhielt die „Nationalistische Partei“ knapp 4.300 Stimmen mehr als die Labour Party - doch die vom damaligen Ministerpräsidenten Dom Mintoff ausbaldowerte Wahlkreiseinteilung hatte der Arbeiterpartei 34 Parlamentssitze gegenüber nur 31 für die Nationalisten beschert. Diesmal ist das Wahlrecht geändert, und die Sitzverteilung entspricht der Stimmenverteilung. Die Konservativen des künftigen Regierungschefs Fenech Adami, mit knapp 5.000 Stimmen (50,91 der Sitze. Auf die Labour Party entfielen 48,87 300.000 Stimmen. Die Auszählung erfolgte, nachdem sich die Anspannung in den letzten Tagen vor der Wahl in zahlreichen Schlägereien Luft gemacht hatte und die Insel sich in einer Art Belagerungszustand befand: eine Kaserne war dazu hermetisch abgeschirmt und fast von einem Drittel der maltesischen Streitkräfte gesichert worden. Insgesamt viermal wurde nachgezählt und dennoch gilt das Ergebnis als „vorläufig“, auch wenn die seit 16 Jahren regierende Labour Party des seit 1985 amtierenden Ministerpräsidenten Bonnici „offiziell“ die Niederlage bestätigt und die Räumung der Regierungsposten angekündigt hat. Nach ersten sozialstatistischen Analysen hat sich das traditionelle Abstimmungsverhalten der Malteser faktisch nicht geändert: die vorwiegend aus dem arabischen Raum stammenden Arbeiterschichten haben für die Arbeiterpartei votiert, die traditionell noch mit der ehemaligen Kolonialmacht England verbundenen Mittelschichten für die Konservativen. Die Nationalisten - die der „christdemokratischen Internationale“ angehören -, haben in ihren Wahlprogrammen neben der „Wiedereinführung des freien Marktes“ (etwa die Aufhebung der seit vier Jahren bestehenden Preisbindung) und einer „Stärkung der Privatwirtschaft“ auch eine „Öffnung“ zum Westen, insbesondere zur EG angekündigt; auch wollen sie die bisherige Freundschaft sowohl zum Nachbarn Libyen wie auch zur UdSSR, von der derzeit eine Reihe lukrativer Industrieaufträge kamen, „wieder zurechtrücken, d.h. durch starke westliche Gegengewichte ausbalancieren“. Der Vizepräsident des Europaparlaments, der italienische Christdemokrat Roberto Formigoni, hat nach einem Blitzbesuch am Samstag, dem Wahltag, mittlerweile seine „erfreute Unterstützung eines eventuellen Beitrittsgesuchs Maltas zur EG“ angekündigt.
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