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Haschisch-Test bei Saab

Stockholm (taz) - Einem Urintest müssen sich alle BewerberInnen für einen freien Arbeitsplatz im Autowerk von Saab-Scania im schwedischen Södertälje unterziehen. Freiwillig ist das ganze, natürlich, aber was mit den Bewerbungsunterlagen der Arbeitssuchenden passiert, die sich diesem „freiwilligen“ Test nicht unterziehen, ist klar. Fünf Jahre schon besteht diese spezielle Einstellungsprüfung der schwedischen Autofirma, die jetzt Zahlen hierzu veröffentlichte.

Danach wurden insgesamt über 200 Personen aufgrund der Testergebnisse nicht eingestellt. Jährlich wurden jeweils drei bis vier Prozent der Arbeitssuchenden wegen positiven Hasch-Nachweises abgelehnt. Eine erstaunlich hohe Zahl, wissen doch alle BewerberInnen, daß sie eine entsprechende Untersuchung erwartet.

„Eine reine Frage der Sicherheit“, sei der Test, lautet die Erklärung der Firmenleitung für den Test.

Mittlerweile sind einige kleinere Unternehmen dem Saab -Beispiel gefolgt, den großen Run hat es aber nicht gegeben. Dies ist vor allem den GewerkschaftsvertreterInnen zu verdanken, die sich Versuchen zu einer Nachahmung fast überall widersetzt haben. Die Saab-Betriebsräte haben keine Einwände: Die Sicherheit der „sauberen“ Kollegen sei wichtiger als die Verletzung der Integrität der Arbeitssuchenden.

Wenn es ein ernstes Suchtproblem am Arbeitsplatz geben sollte, dann ist dies auch bei Saab in Södertälje sicher in erster Linie der Alkohol. Nur: für den gibt's bislang noch keine so bequemen Nachweismethoden wie für KonsumentInnen der Hanfpflanze.

Reinhard Wolff

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