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Harter Kurs der Peronisten

■ Neuer argentinischer Finanzminister will mit einem drastischen Sanierungsprogramm die Inflation bekämpfen / Gas- und Benzinpreise versiebenfacht / Nahrungspreise sollen kontrolliert werden

Buenos Aires (ap) - Einen Tag nach seinem Amtsantritt hat der neue argentinische Finanzminister Miguel Roig sein Land für zahlungsunfähig erklärt, den Austral abgewertet und drastische Preis- und Gebührenerhöhungen angekündigt. Wie Roig in seiner ersten Ansprache an die Bevölkerung am Sonntag abend darlegte, will die Regierung zur Sanierung Argentiniens den öffentlichen Sektor privatisieren und einen rigoros marktwirtschaftlichen Kurs einschlagen.

Der Finanzminister sprach von „außerordentlichen und leider sehr harten Maßnahmen“, die einer „größeren Operation ohne Betäubung“ gleichkämen.

Die Landeswährung, der Austral, wurde am Sonntag gegenüber dem Dollar um 53,7 Prozent abgewertet und damit ihrem letzten Schwarzmarktkurs angeglichen. Die Gas- und Benzinpreise wurden um mehr als das Siebenfache heraufgesetzt. Tankstellen hatten in den letzten Tagen in Erwartung einer drastischen Benzinpreiserhöhung schon Treibstoff gehortet. Kleinverbraucher sollen für das staatlich stark subventionierte Gas allerdings nur das Dreifache des bisherigen Preises zahlen. Regierungssprecher kündigten weiter eine Verdreifachung der Gebühren für Strom und Telefon an. Auch im öffentlichen Bahn- und Luftverkehr würden die Preise am 17. Juli drastisch heraufgesetzt.

Wie Regierungsbeamte erklärten, hat das neue peronistische Kabinett die Absicht, damit die bei knapp 950 Prozent liegende Jahresinflationsrate zu senken, das riesige Haushaltsdefizit zu verringern und die Wirtschaft wiederzubeleben. Die Verarmung der Bevölkerung hat im vergangenen Jahr ein bedrohliches Ausmaß erreicht; die Löhne büßten mehr als ein Drittel ihrer Kaufkraft ein, und die Arbeitslosenquote stieg nach amtlichen Angaben auf mehr als zehn Prozent.

Um die sozialen Auswirkungen der neuen Politik etwas abzufedern, will die Regierung, Roig zufolge, die Preise für Milch, Brot und andere Grundnahrungsmittel kontrollieren.

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