Harter Kampf auf dem Riegel-Markt

■ Jacobs will 1990 1 Milliarde Umsatz mit Süßwaren machen / Selbstverzehr-Pralinen vorn

Die Deutschen sind Naschhasen, allen Warnungen der ZahnärztInnen und der Gesundheits-Parolen zum Trotz. 957 Millionen Mark hat Jacobs Suchard mit Süßwaren im vergangenen Jahr verdient, teilte der „General-Manager Süßwaren“, Joachim Krawczyk, ge

stern auf einer Pressekonferenz mit. Und ganze Abteilungen des Konzerns arbeiten daran, jede Nische auf dem Markt aufzuspüren und den Umsatz in diesem Jahr über die Milliarden-Grenze zu treiben.

Allein an Tafelschokolade wurden im vergangenen Jahr 210.000 Tonnen gekauft, 3% mehr als 1988. Von diesem Schokoladen-Kuchen konnte die Jacobs Suchard-Gruppe Deutschland 25,4% der Schlemmer-Münder bedienen und damit ihr Geschäft um 7% steigern.

Aber der harte Wettbewerb, der hinter den Kulissen auf den Süßwaren-Markt herrscht, tobt um den „Riegel“. Auf dem Riegel-Markt herrscht nicht „Kannibalisierungseffekt“, (sprich: eine Süßwaren-Sorte frißt Marktanteile

der anderen), sondern reines Wachstum: Das Marktsegment der süßen Knabberartikel wuchs um 19%, die Milka Lila Stars erreichten aus dem Stand einen Marktanteil von 10%.

Auch bei den Saison-Artikeln ist Jacobs seit 3 Jahren dabei: „Jeder dritte Weihnachtsmann war Ende 1989 lila“, bei den Osterhasen liegt Jacobs nur knapp unter dem Drittel. Einen kleinen Einbruch erlebten nur die Riegel „Lila Pause“, Konkurrenten waren preiswerter. Jacobs reagierte. Ab März sind die Pausen-Riegel neu verpackt: „Die Zugabe von sortentypischen Stückchen intensiviert den Geschmack“, eine TV-Kampagne „unterstreicht die Eigenständigkeit der einzelnen Milka Lila Pausen-Rezeptur.“

Zur Prüfung beim Bundesgesundheitsamt liegen „Milka

Diet„-Produkte für eine neue Marktnische, Jacobs will in die Drogerien. Bei den Pralinen hat der Konzern einen Einbruch bei Verschenk-Artikeln festgestellt, der Anteil der „Selbstverzehrer“ steigt an. Die Antwort auf dieses Bedürfnis soll „Papillon“ werden, eine schmucklose Dose mit schmuckvoll eingewickelten Einzel-Pralines.

Welche Summen der Süßwaren-Konzern für die Werbung ausgibt, wollte der Marketing-Manager nicht recht sagen. Bei 50 Millionen wird es 1990 sein. Enthalten darin sind die Kosten für den Einstieg in die Fernseh-Branche. Jacobs Suchard produziert einen Film für den Privatsender SAT 1, dafür bekommt der Schoko-Konzern Werbeminuten.

K.W.