■ Das Portrait: Harrison Ford
Um sich auf seine Rolle als Richard Kimble vorzubereiten, ging Harrison Ford in der Klinik der University of Chicago ein paar Tage mit den Ärzten auf Visite und schaute bei Operationen zu (s. Seite 16). Trotzdem ist Ford kein De Niro (der hätte wahrscheinlich erst mal Medizin studiert), hat mit ihm aber eines gemeinsam: Obwohl einer der gefragtesten Stars des US-Lichtspiels, meidet Ford Glitzer und Oberflächlichkeit Hollywoods. Er gehörte nie zu denen, die eigene Fähigkeiten oder ihre Bedeutung in der Filmindustrie aufgeblasen haben. „Ich neige dazu, langweilige Schlagzeilen zu liefern“, sagt er von sich.
Harrison Ford wurde am 13. Juli 1942 in Chicago geboren. Er hat die typische gemischte Ahnenreihe eines US-Bürgers. Seine Mutter ist russisch-jüdischer Abstammung, sein Vater irisch-katholischer. Nach der High- School studierte Ford englische Literatur und Philosophie, doch drei Tage vor seinem Abschluß wurde er, stinkfaul wie er war, „in akademischen Ungnaden hinausgeschmissen“ (Ford). 1964 zog er nach Los Angeles – er hatte beschlossen, Filmschauspieler zu werden. Jahrelang bekam er nur winzige Rollen in TV-Serien und unbedeutenden Filmen.
Superstar ohne Allüren Foto: Reuter
Um sich über Wasser zu halten, brachte er sich selbst die Tischlerei bei und jobbte als Schreiner. 1977 fiel er das erste Mal auf, er mimte den Han Solo in „Star Wars“, doch es dauerte noch weitere vier Jahre bis zu „Jäger des verlorenen Schatzes“. Indiana Jones, die Figur, die er und Spielberg geschaffen haben, hat sich im öffentlichen Bewußtsein so tief eingeprägt wie sonst nur Sean Connerys Charakterisierung des James Bond. 1982 war Ford Rick Deckard in Ridley Scotts „Blade Runner“ und hatte mit seiner Darstellung wesentlichen Anteil daran, daß der Film schnell einen Kult-Status erreichte. Das Publikum liebte Harrison Ford; aber erst seine Hauptrolle in Peter Weirs „Der einzige Zeuge“ (1985) brachte ihm auch Kritikerlob ein. „Ford besitzt Charisma, eine Leinwandpräsenz, die in die großen Tage des alten Hollywood zurückweist“, schreibt sein Biograph Paul Honeyford. Ford sieht das etwas gelassener: „Ich war der Nicht- Star für die nicht besonders aufregenden Achtziger.“ Mag sein, doch seit Beginn der Neunziger ist er, ob er will oder nicht, ein Weltstar – und ein sympathischer dazu. Karl Wegmann
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