Harald Keller Der Wochenendkrimi : Für alle Fälle Bergman
Der wuchtige Kerl hat chronisch schlechte Laune. Er beschämt Kollegen, beleidigt Zeugen, bedrängt Verdächtige. Er gaukelt Einfühlung vor, wechselt dann aber abrupt die Tonart, wird hämisch und sarkastisch und freut sich, wenn sein Vis-à-vis eingeschüchtert zusammenschrumpft.
Der robuste Miesepeter ist Kriminalpsychologe, ein Wüterich im Verhältnis zu anderen, aber auch gegen sich selbst. Sozial verkrüppelt, destruktiv.
Altgediente Seriologen werden bei diesen Stichworten sofort herausplatzen: „Für alle Fälle Fitz“ mit Robbie Coltrane. Richtig. Aber der britische Choleriker Eddie Fitzgerald hat skandinavische Verwandtschaft. Nach Romanen von Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt, die selbst an der Produktion beteiligt sind, entstehen seit 2010 TV-Filme über den Kotzbrocken Sebastian Bergman. Eddie Fitzgeralds Spiel wurde durch Sexsucht ersetzt; das soziopathische Verhalten triftiger motiviert: Bergman plagt die Erinnerung an die Tsunami-Katastrophe des Jahres 2004, bei der er Tochter und Ehefrau verlor.
Später fand er heraus, dass er eine weitere Tochter aus einer flüchtigen Begegnung hat. Zufällig ist diese Vanja Lithner (Moa Silén), seine Kollegin. Auf sie richtet sich Bergmans ganze Zuneigung. Jedoch nur heimlich, denn auf Weisung von Vanjas Mutter darf er sich nicht als ihr Vater zu erkennen geben. Aus dieser arg konstruierten, aber ergiebigen Konstellation bezieht die Reihe fortwährende Spannung. Die jeweiligen Kriminalfälle dagegen werden episodisch abgehandelt; es sind, auch da zeigt sich die Verwandtschaft zu „Für alle Fälle Fitz“, oft grausige Gewalttaten, verübt von schwer versehrten Seelen. Die Stimmung ist düster, aber die Autoren entwickeln ihre Geschichten leidlich plausibel. Was auf skandinavische Krimis und speziell die Herren Hjorth und Rosenfeldt nicht immer zutrifft.
„Sebastian Bergman – Spuren des Todes: Tod im Kloster“, So., 22.00 Uhr, ZDF
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