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Hannover 96 schlägt den Freiburger SCViel schöner als das Himmelsgrau

Mit einem 5:2 gegen Aufsteiger Freiburg feiert Hannover 96 den ersten Saison-Heimsieg. Das entspannt die Lage zwar, aber die Chancenverwertung der Niedersachsen, die hakt noch immer.

Grund zur Freude: Hannoverasr Constant Djakpa (l.) bejubelt mit Valdet Rama (r.) das Tor zum 5:2 von Sergio Pinto. Bild: dpa

Die Männer am Bierstand können gar nicht genug trinken, um diesen Himmel noch von Grau in Blau zu verwandeln. Es ist dieses niedersächsische Grau, eine Spur trister noch als anderswo. Die Kneipe auf dem Weg zum 96-Stadion heißt "Waterloo", der Gegner SC Freiburg, und die Scherben auf der Straße erinnern an Jirí Stajner: Dessen Spiel ist wie ein Stück Glas, in dem sich die Sonne spiegelt.

Wir haben den achten Spieltag und es ist schon klar, dass Hannover 96 eher mit dem Kampf gegen den Abstieg zu tun hat, als mit irgendwas anderem. Der SC Freiburg, als Aufsteiger, sowieso. Es sind 28.400 Zuschauer ins einstige Niedersachsenstadion gekommen, und wie man vorab hören konnte, haben die SC-Fans nur 160 Karten gekauft. Ist ja auch ein verdammt weiter Weg aus dem Breisgau hierher, wo sich der Herbst so viel mehr nach Winter anfühlt. Nur ein Mal bisher wollten noch weniger Zuschauer ein 96-Bundesligaspiel sehen - gegen Rostock.

Nach sieben Minuten spielt Arnold Bruggink, der einen guten Tag erwischt, einen Ball in die Gasse, in der Sofian Chahed spazieren geht, und sein erstes Tor für Hannover 96 erzielt. Keine drei Minuten später macht derselbe Bruggink, dessen Tag immer besser wird, mit seinem rechten Fuß und einem Kunstschuss das 2 : 0 für die niedersächsischen Gastgeber.

"So stellt man sich ein Bundesligaspiel vor", mault später Freiburgs Trainer Robin Dutt ironisch: "Man bereitet sich eine Woche auf einen Gegner wie Hannover vor, man fährt durch die ganze Republik, man schläft gut, man isst auch gut, und dann liegt man nach zehn Minuten 0 : 2 zurück." Die Taktik beim Teufel, die Strategie auch: Freiburg spielt schön mit, doch verliert viele Zweikämpfe und seinen Torchancen fehlt was Entscheidendes. Das Tor.

Zunächst geht die größte Gefahr fürs hannoversche Tor von Keeper Florian Fromlowitz aus: Der schießt Freiburgs Stürmer Mohamadou Idrissou an, der Ball geht ans Außennetz. Dann landet eine Kombination über SC-Innenverteidiger Felix Bastians auf dem Kopf von Ivica Banovic, der nicht sonderlich groß ist, aber größer als 96-Rechtsverteidiger Steven Cherundolo. Da steht es nur noch 2 : 1 (35.). "Wir hatten, auch als wir mit zwei Toren führten, nie das Gefühl, dass wir mit zwei Toren führen", gibt 96-Trainer Andreas Bergmann nachher zu. Das Paradoxe ist das Wahre.

Immer Hektik, Unsicherheit bei Hannover. "Doch kaum hatten wir den Anschluss erzielt, haben wir Hannover wieder Sicherheit gegeben", sagt Freiburgs Coach Dutt.

Denn mit dem Halbzeitpfiff kommt auch 96-Innenverteidiger Karim Haggui zu seinem ersten Tor, seit er von Leverkusen weg ist. Freiburgs Abwehr sieht da nicht gut aus. "Wenn sieben Tore fallen, haben die Abwehrreihen nicht immer alles richtig gemacht", weiß Dutt. "Dumm, dass dieses Tor gefallen ist", findet Freiburgs Außenverteidiger Heiko Butscher.

Er bereitet in der 52. Minute den Anschlusstreffer des eingewechselten Julian Schuster vor. Nun wackelt Hannover, Freiburg gewinnt mehr Zweikämpfe, das gefälligere Spiel haben sie sowieso. Den 96-Fans wirds mulmig. "Gegen den Ball haben wir eine der schwächsten Leistungen dieser Saison gezeigt", fasst Trainer Bergmann zusammen, "offensiv hätten wir noch ein oder zwei Tore schießen müssen."

Dass die nicht fallen, gegen Freiburger, die es mit drei, vier, fünf Stürmern versuchen, liegt an Didier Ya Konan: Der verschmäht klare Chancen. Dann passt Jan Rosenthal, Comeback in der Startformation, zu Yo Konan, der aus schwieriger Lage trifft. Zweites Saisontor. Angesichts der vergebenen Chancen müsste er sich eigentlich einen Sack über den Kopf ziehen, stattdessen feiert er das Tor durch ein Tänzchen an der Strafraumlinie.

Freiburg bleibt seiner Linie treu und stürmt weiter - in den Abgrund. "Wir haben keine Angst vor hohen Niederlagen", erklärt Dutt später in aller Seelenruh. "Wenn wir in Rückstand liegen und dann was riskieren und dadurch nur ein Mal in dieser Saison ein Spiel drehen und einen Punkt holen, ist dieser Punkt mehr wert als eine bessere Torbilanz."

Nach diesem 5 : 2 (3 : 1) hat Hannover neun Punkte, einen weniger als Freiburg, und die Tabelle sieht freundlicher aus. Viel freundlicher zumindest als der Himmel über Hannover.

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