Handys von Spitzel „Corelli“: Kein Hinweis auf NSU-Verbindungen
Jerzy Montag hat noch einmal Handys und SIM-Karten des Ex-V-Manns „Corelli“ auf NSU-Kontakte untersucht. Fündig wurde er nicht.
Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag für das Parlamentarische Kontrollgremium des Bundestages durchgeführt hat, wie rbb-Inforadio berichtet.
Das Bundeskriminalamt wertete demnach insgesamt 22 Mobiltelefone und zahlreiche SIM-Karten und andere Speichermedien aus, die der 2014 gestorbene Spitzel „Corelli“ oder sein V-Mann-Führer beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) verwendet hatten.
Dabei hätten sich „keine neuen Bezüge und Erkenntnisse zum NSU-Komplex“ ergeben, schreibt Montag nach rbb-Angaben in dem als „geheim“ eingestuften Bericht. In seinem Bericht kritisiert Montag unter anderem, dass es beim Bundesamt für Verfassungsschutz keinerlei Bestimmungen gegeben habe, wie mit ausrangierten Handys oder SIM-Karten von V-Leuten zu verfahren sei.
Ein Jahr nachdem Montag seinen ersten Untersuchungsbericht zum Fall „Corelli“ vorgelegt hatte, waren beim BfV ein großer Panzerschrank voller Handys, SIM-Karten und anderer Materialien „Corellis“ aufgetaucht. Trotz aller Untersuchungen rund um den NSU-Terror waren die Dinge vielfach noch nicht ausgewertet worden. Angesichts jahrelangen Behördenversagens gegenüber dem NSU-Terror sorgte das für Empörung.
„Corelli“ alias Thomas R. war fast 20 Jahre lang eine der Top-Quellen des Bundesamts für Verfassungsschutz in der rechtsextremen Szene, bis er 2012 enttarnt wurde. Nur anderthalb Jahre später starb er in einem Zeugenschutzprogramm überraschend im Alter von 39 Jahren. Die Todesumstände werden zur Zeit erneut untersucht.
Der Sachverständige, der ursprünglich als Todesursache eine unerkannte Diabetes-Erkrankung diagnostiziert hatte, hat inzwischen eingeräumt, dass Thomas R. auch an Rattengift gestorben sein könnte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind