Handy-Betriebssystem von Google legt zu: Im Reich der Androiden

Googles Handy-Betriebssystem gewinnt immer mehr Freunde. Und auch die Gerätehersteller mögen Android. Dabei ist das Geschäftsmodell sehr umstritten.

Ganz schlicht: Android auf einem Gerät von Acer. Bild: reuters

Die Liste der Firmen, die mittlerweile Smartphones mit Googles Android-Betriebssystem auf den Markt gebracht haben, liest sich wie ein Who-is-Who der Unterhaltungselektronik- und Telekommunikationsbranche. Sony Ericsson, Samsung, LG oder Motorola sind nur einige - Monat für Monat werden es mehr.

Allen ist gemeinsam, dass sie an einem bestimmten Punkt nach einer vernünftigen Strategie für die Zukunft ihrer kleinen Telefoncomputer suchten - und sie mit selbst kreierter Technik offensichtlich nicht mehr finden konnten. Diese Einfallslosigkeit machte sich für Google bezahlt, über 300.000 Geräte werden täglich aktiviert.

Google hat, wenn es um Android geht, viele Angebote für Gerätehersteller parat. Zunächst können sie sich über das kostenlose Angebot freuen - Lizenzgebühren wie einst bei Windows Mobile werden nicht fällig. Bei Bedarf bieten Google-Ingenieure Hilfe an und es besteht die Möglichkeit, Android sowohl nach den Wünschen der Gerätehersteller wie auch der Netzbetreiber zu gestalten.

Apple untersagt seinen Partnern beim iPhone, Spezialanwendungen zu installieren und auf ein eigenes "Branding" zu verzichten - also auf Veränderungen der Oberfläche mit Markenelementen. Android hingegen kann nach Herzenslust umgestaltet werden.

Soviel Großzügigkeit verwundert auf den ersten Blick, schließlich investiert auch Google große finanzielle und personelle Ressourcen in Android. Des Rätsels Lösung ist einfach: Bei dem Betriebssystem ist alles darauf angelegt, das eigene Kerngeschäft auch ins mobile Leben zu holen und das heißt vor allem: Online-Werbung. Google verdient auch an Suchanfragen, die über Android-Handys erfolgen. Zugleich werden die Nutzer im Google-Universum gehalten, bekommen Google Mail, Google Calendar, Google Maps oder Google Docs vorgesetzt und können sich bequem mit ihrem Google-Account ins Handy einloggen.

Google verzeichnet im Geschäftsbericht in der Spalte "mobile Dienste" nur indirekte Umsätze. So praktisch Android dank ständiger interner Software-Verbesserungen und immer mehr Apps auch ist, der Nutzer sollte wissen, dass Google damit seinen Einblick in das Verhalten von Werbezielgruppen weiter verbessert. Den Geräteherstellern ist das egal - sie haben einfach nur professionell gestaltetes, modernes Betriebssystem an der Hand.

Google betont stets die Offenheit von Android. Es basiere stark auf Open-Source-Code und biete sowohl bei den Inhalten als auch den Netzbetreibern jede Menge Freiheiten. (Dazu gehört auch, dass Nutzer so manches "Branding" nicht löschen können). Dass die Masse an unterschiedlichen Android-Geräten und Betriebssystem-Versionen zur Verwirrung unter Kunden führt, wird in Kauf genommen - Apples Chef Steve Jobs betont diese "Fragmentierung" gerne.

Auch wenn Google vermutlich viele Jahre lang mit Android nur indirekt Geld verdienen wird, bleibt das Investment hoch. Noch in diesem Monat soll die neue Version "Gingerbread" erscheinen, die Entwicklungsarbeiten wurden nochmals beschleunigt. Im Frühjahr geht es dann mit "Honeycomb" weiter, einer Android-Variante, die spezielle Funktionen für Tablett-Computer besitzt. Auf diese Weise soll dann das iPad angegriffen werden.

Gleichzeitig soll ein erleichterter Abgleich zwischen PC- und Smartphone- oder Tablet-Daten erfolgen. Google betont dabei stets, nur Daten zu sammeln, die nicht personenbezogen sind. Einzelne Geräte kann der Online-Konzern aber sehr wohl zuordnen.

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