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■ Nachgefragt„Handfeste Fragen“

Nach den Interviews mit Ortsamtsleiter Heck und Wolfgang Rohde, einem Vertreter der Gröpelinger ex-SPD-Beiräte und der Position der Offenen Listen Woltmershausen haben wir heute Stefan Schafheitlin von „Wir im Viertel“ zu der Debatte um eine Offene Beiräte-Liste 1995 befragt.

taz: Ist das eine gute Idee, wenn parteiunabhängige Beiräte aus allen Stadtteilen sich zusammentun?

Stefan Schafheitlin: Grundsätzlich finde sich es richtig, daß es Gruppen gibt – die müssen nicht aus den Beiräten kommen –die sich zusammentun und sagen: Wir sind mit der Politik, wie sie inhaltlich und von den Strukturen her gemacht wird, nicht einverstanden. Inzwischen gehören ja auch die Grünen zu den etablierten Parteien, da ist keine Partei mehr, die diese Kräfte bindet. „Wir im Viertel“ hat das ja 1991 schon vorweggenommen. Und wir haben einen Anteil an Änderungen und an Diskussionen im Beirat, der über unsere tatsächlichen Stärke weit hinausgeht: Wir sind ja nur 2 von 17 Leuten. Nicht weil wir überschlau oder so fleißig waren, haben wir viel bewirkt: Wenn es um verlorene Wählerstimmen geht, dann gibt es ein Erwachen.

Haben die verschiedenen Stadtteil-Inititiven nicht auch konkurrierende Interessen. Beispiel Verkehrspolitik: Viertel und Neustadt?

Die drei programmatischen Punkte, die Hucky Heck im taz- Interview am Montag genannt hat, wären keine ausreichende Basis. Die sind so übergeordnete wie allgemein. Damit kann man nicht drei Jahre Politik machen, da geht es um viel kleinere und handfestere Fragen. Wer kriegt denn nun die Straßen, wo die Autos fahren? Wer kriegt die Drobs? Die Konflikte haben wir schon ohne diese Konstruktion gehabt...

... und wer kriegt das Asylschiff...

Genau über solche Auseinandersetzungen ist in Gröpelingen diese Unabhängigen-Gruppe entstanden. Da ist es schwer zu sagen: Jetzt machen wir es zusammen.

Wenn man mal nur ans Viertel denkt: „Wir im Viertel“ und Hucky Heck – geht das wenigstens zusammen?

Nein. Hucky hat gesagt: Er kann sich ein breites Bündnis bis zur CDU vorstellen, aber nicht mit „Wir im Viertel“. Das sieht er etwas schief, wir stehen ja gar nicht in den Startlöchern. Aber wir würden umgekehrt mit Hucky da nicht nur inhaltlich Schwierigkeiten sehen. Ich finde es ganz fatal, daß diese Gruppe von Beginn an meint, zwei Galionsfiguren haben zu müssen, Heck und Brückner. Bei beiden habe ich den Verdacht, daß sie persönliche politische Karieren, die in Sackgassen geraten sind oder ins Abseits wie bei Brückner, über so eine neue Basis neu betreiben wollen. Brückner war doch selbst jahrelang in der SPD-Politkaste oben gewesen. Der soll plötzlich für bürgernahe Politik stehen? Die verfolgen vielleicht ganz andere Interessen, wollen mit anderen, die sie nicht beachtet haben oder weil sie nicht rangekommen sind bei irgendeiner Postenverteilung bei der letzten Wahl, jetzt ihre Hühnchen rupfen. Ich halte es nicht für gut, den Beginn für etwas Neues so zu machen...

Int.: K.W.

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