Handelsstreit zwischen USA und China: Peking wird ausgebremst
Der Handelsstreit zwischen den USA und China droht zu eskalieren. Nachdem die Amerikaner Strafzölle auf Reifenimporte verhängten, prüft Peking Gegenmaßnahmen. Eine Kettenreaktion droht.
PEKING/WASHINGTON dpa | Die Spannungen im Handel zwischen den USA und China verschärfen sich. Nach den amerikanischen Strafzöllen auf chinesische Reifen-Importe hat China seinerseits Ermittlungen wegen der angeblichen Ausfuhr von Hühnerfleisch und Autoteilen aus den USA zu Schleuderpreisen eingeleitet.
Das Handelsministerium wollte nicht von "Vergeltung" sprechen, sondern teilte mit, es reagiere lediglich auf Klagen heimischer Hersteller. Sie hätten kritisiert, dass die US- Waren durch "unfairen Wettbewerb" auf Chinas Markt kämen und die chinesische Industrie schädigten, wie amtliche Medien am Montag das Ministerium zitierten. Die Ermittlungen folgten den Anti-Dumping-Regeln der Welthandelsorganisation (WTO).
In scharfem Ton warf das Außenministerium in Peking den USA "ernsten Handelsprotektionismus" vor, der die wirtschaftlichen Beziehungen und eine frühe Erholung der Weltwirtschaft untergraben werde. Eine Sprecherin äußerte die "große Unzufriedenheit" der chinesischen Regierung. Washington missbrauche die Werkzeuge der WTO zur Lösung von Handelsproblemen. Offenbar gibt es in China Befürchtungen, dass sich das Vorgehen der USA auf weitere Importe aus China ausweiten könnte. Die Tageszeitung "China Daily" zitierte einen Experten, dass die USA höhere Strafzölle auch auf andere Einfuhren wie Stahl, Aluminium und Chemieprodukte aus China verhängen könnten.
In einem Kommentar warnte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua vor einer "Kettenreaktion", die durch die Strafzölle bis 35 Prozent auf Reifen ausgelöst werden könnte. Die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama wurde scharf kritisiert. Durch die Strafzölle dürften 100.000 chinesische Arbeiter ihre Jobs verlieren und Chinas Reifenindustrie eine Milliarde US-Dollar an Exporten in die USA verlieren, hieß es im Xinhua-Kommentar.
Die Strafmaßnahmen sicherten in den USA keine Arbeitsplätze. Vielmehr könnten 100.000 Jobs im Import, Vertrieb und Einzelhandel in den USA "betroffen" sein. 17 Prozent aller Reifen in den USA stammen nach US-Presseberichten inzwischen aus China. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres sind demnach chinesische Reifen für 1,3 Milliarden US-Dollar (rund 893 Millionen Euro) in die USA exportiert worden, während China Autoteile für 800 Millionen US-Dollar und Hühnerfleisch für 376 Millionen US-Dollar importierte.
Die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama, die Strafzölle zu erheben, folgt einer Beschwerde der Gewerkschaft der Stahlarbeiter. Sie beklagt, dass sich der chinesische Anteil am US-Reifenmarkt in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht habe und 5.000 Arbeitsplätze in dem US-Industriezweig verloren gegangen seien. Ein US-Gesetz aus dem Jahr 2000 erlaubt solche Strafmaßnahmen, wenn ein rapider Anstieg von Importen aus China einem US-Industriezweig schadet. China hatte dieses bisher nicht angewandte Gesetz in den Verhandlungen für seinen WTO-Beitritt 2001 akzeptiert.
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