Handel mit bedrohten Tieren: Über 70 Haie unter Schutz
Walhaie, Manta- und Teufelsrochen dürfen künftig international nicht mehr gehandelt werden. Umweltorganisationen nennen die Entscheidung historisch.
Der grenzüberschreitende Handel mit Manta- und Teufelsrochen sowie mit Walhaien ist künftig verboten. Die Mitgliedsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens (abgekürzt CITES) haben sich darauf geeinigt, diese insgesamt elf Fischarten auf dem Anhang I des Abkommens zu listen. Das bedeutet jeglichen kommerziellen internationalen Handel mit den Tieren und ihren Produkten. Am Donnerstag war bereits der Handel mit Weißspitzen-Hochseehaien verboten worden.
Zudem nahmen die CITES-Staaten Glatthaie, Hundshaie und Schlingerhaie in den Anhang II des Abkommens auf und stellten sie so unter strengen Schutz. Darüber hinaus wurde für mehrere Arten von Geigenrochen und Keilrochen die zulässige Exportmenge auf null festgesetzt. Das bedeutet praktisch das Ende des legalen internationalen Handels.
Insgesamt wurden Schutzmaßnahmen für 47 Haiarten und 27 Rochenarten beschlossen. „Der heutige Tag bei der Artenschutzkonferenz spiegelt die dramatische Situation von Haien und Rochen in den Ozeanen wider. Manche Arten wie der Weißspitzen-Hochseehai sind um weit über 90 Prozent zurückgegangen, in manchen Gebieten sogar um 98 Prozent“, sagt Ralf Sonntag, Meeresbiologie und Haiexperte von Pro Wildlife.
Das heutige Votum des Komitees müsse im CITES-Abschlussplenum noch bestätigt werden, sei aber ein wichtiger Vorentscheid, teilt die Umweltorganisation WWF mit. Sie begrüßt die Entscheidungen als historischen Kurswechsel. „Das war ein geschichtsträchtig guter Morgen für Haie und Rochen“, sagt Heike Zidowitz, Haiexpertin des WWF Deutschland. „Das erste Handelsverbot für eine kommerziell befischte Art wie den Weißspitzen-Hochseehai ist ein Durchbruch und war noch vor wenigen Jahren gar nicht vorstellbar.“
Der Druck auf die angeschlagenen Populationen von Mantas und Teufelsrochen werde sich spürbar verringern, wenn ihre Kiemenreusen nicht mehr international gehandelt werden dürfen, hofft Zidowitz. Der Hundshai, der auch in der Nordsee vorkommt und vom Aussterben bedroht ist, „wird besser geschützt, weil er nur noch kontrolliert gehandelt werden darf“, so Zidowitz.
„Dieser Beschluss ist ein historischer Wendepunkt für den Schutz von Haien und Rochen – und ein Sieg für den Meeresschutz“, sagt Andreas Dinkelmeyer, Kampagnenleiter des International Fund for Animal Welfare. „Wir mussten hart dafür kämpfen, dass kommerziell befischte Arten als bedrohte Lebewesen anerkannt und geschützt werden“, so Dinkelmeyer.
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