Handball-Frauen des Buxtehuder SV: Start mit alten Blessuren
Erst im dritten Spiel gelingt den Handballerinnen des Buxtehuder SV der erste Saisonsieg. Das liegt an einer rumpeligen Vorbereitung.
„Die Spannung war etwas höher, weil wir die ersten beiden Spiele wirklich nicht so aufgetreten sind, wie wir es wollten“, sagt Leun. „Die Niederlagen kamen nicht vollkommen unerwartet.“ Oldenburg habe sich extrem gut entwickelt. „Aber die Art und Weise war unerwartet. Das musste am Samstag also ein Pflichtsieg werden.“ Der Coach klingt am Telefon nicht so, als hätte ihn diese – eigene – Erwartung groß beeindruckt.
Warum auch. Leun, 59, hat in Buxtehude Frauen wie Emily Bölk und Annika Lott zu Nationalspielerinnen gemacht; mit beschränkten finanziellen Mitteln stehen er und Manager Peter Prior für einen soliden, geschätzten Standort im Frauenhandball.
Buxtehude ist zudem ein wichtiges regionales Oberzentrum dieses Sports mit glänzender Nachwuchsarbeit Jahr für Jahr. Daran können zwei Auftaktniederlagen natürlich gar nichts ändern. Zumal dann nicht, wenn die Gründe für den mauen Start auf der Hand liegen. Die Vorbereitung sei alles andere als einfach gewesen, sagt Leun.
Er selbst fehlte zwei Wochen wegen einer Operation, sein Assistent verpasste Teile der Präparation, weil sich sein Urlaub nicht verlegen ließ. Zudem mussten eine neue Torhüterin und eine neue Spielmacherin eingebaut werden, die teils auch noch verletzt waren.
Zudem plagen die Buxtehuderinnen auch noch Blessuren aus der Vorsaison, als es eine Flut von Knieverletzungen gab, für die bis heute keine rechte Erklärung gefunden ist, obwohl der Klub im Sommer tief in die Analyse ging: „Wir haben eine Fürsorgepflicht für unsere Spielerinnen und machen uns natürlich Gedanken“, sagt Leun. „Unsere Spielerinnen sind Halbprofis und brauchen vielleicht noch mehr Regeneration. Mit einem Bündel an Sorgen arbeitete sich der kleine Kader also durch den Sommer. Leun sagt aber: „Das Derby in Oldenburg brauchen wir natürlich trotzdem nicht mit 13 Toren zu verlieren.“
Einen gesicherten Mittelfeldplatz strebt der erfahrene Coach mit seiner jungen, veränderten Mannschaft in einer Saison an, an deren Ende nicht nur ein Verein absteigt, sondern drei, weil die Liga zur Serie 2024/25 von 14 auf zwölf Teams verkleinert wird. Leun sagt: „Es werden wohl sieben Teams darum kämpfen, in der Liga zu bleiben. Wir haben mit unserem kleinen Kader Respekt vor der Saison.“ Er glaubt aber, dass das Team sich stabilisiert und dann einen guten Mittelfeldplatz erreichen kann. „Ich will die Ziele nicht zu hoch setzen, aber auch nicht vom Abstiegskampf reden. Das würde ein Bild schaffen, das sich nur negativ in den Köpfen der Spielerinnen festsetzt.“
Nach soliden Plätzen in den Vorjahren, Platz sieben in der Vorsaison und dem Wechsel im Tor und auf entscheidenden Rückraum-Positionen waren es beim Sieg am Samstag Torhüterin Marie Andresen mit ihren Paraden und Linkshänderin Isabelle Dölle mit zehn Toren, die für entspannte Mienen in Buxtehude sorgten.
Die Liga wird ausgeglichener
In einer ausgeglichener werdenden Liga ist kein Sieg mehr leicht herausgeworfen. „Die Liga wird sich in eine obere und eine untere Hälfte teilen“, sagt Leun, „die oberen sieben werden um die Meisterschaft und die Europapokalplätze kämpfen.“ Klar, dass die Buxtehuderinnen, nach 25 Jahren Teil des Liga-Establishments, da wieder dabei sein möchten.
Auch im Pokal, den sie 2015 und 2017 gewannen, wollen sie weit kommen. An diesem Montag steht das Achtelfinale gegen die HSG Bensheim Auerbach an. Dort einen Erfolg, dann langsam ins Rollen kommen und die schwierige Vorbereitung aus den Gedanken schieben – so stellt Leun sich das vor. Er selbst geht wie immer mit Vorfreude und Dankbarkeit in die Saison: „Wir wollen in Buxtehude unsere Möglichkeiten ausreizen. Für mich ist es ein Privileg, mit jungen Menschen zu arbeiten und sie wachsen zu sehen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!