: Hanau-Gedenken
Von unserer Kontext-Redaktion↓
Die Erinnerung an den rassistischen Anschlag vor zwei Jahren, bei dem neun Menschen ermordet wurden, ist offenbar nicht so einfach. In Hanau selbst wird gestritten, wo denn nun das Mahnmal hin soll – die Initiative, in der sich Hinterbliebene organisiert haben, will es auf dem Marktplatz, denn dort wurden nach dem Anschlag Blumen niedergelegt. Die Stadt will es am Heumarkt, weil das der erste Tatort war in dieser Terrornacht. Eine Lösung – weit entfernt. In München setzte die Polizei bei einer Gedenk-Demo Pfefferspray und Schlagstöcke ein, auch nicht so passend. Und in Stuttgart? Da befand Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU, was sonst), dass eine Lichtinstallation zum Gedenken an die Ermordeten nicht ans Rathaus projiziert werden dürfe, weil, so teilte es seine Sprecherin mit, „der konkrete Bezug zur Stadt Stuttgart“ fehle. Instinktsicher, der Stuttgarter OB, nah dran an aktuellen Debatten.
Danyal Bayaz, grüner Finanzminister, hat das Ganze dann gerettet. „Rassismus tötet. Deshalb ist es so wichtig, dass wir immer und immer wieder Zeichen gegen Rassismus setzen“, sagte der. Und so gab es dann doch eine Lichtinstallation, und zwar am Alten Schloss. Und auch die Gedenktafel, die AktivistInnen im vergangenen Jahr an der Rückseite des Rathauses anbrachten, damit sie die Stadt wieder abschraubte („Sachbeschädigung“, CDU, „Umwidmung des Rathauses zur ideologischen Litfaßsäule“, AfD), um den AktivistInnen nochmal die Gelegenheit zu geben, sie erneut anzubringen, hängt wieder. Ob sie jetzt bleiben darf? Nein. Man werde „das illegal angebrachte Schild … zeitnah entfernen“, teilte die Stadt per Pressemitteilung mit. Immerhin: Die städtische „Koordinierungsstelle für Erinnerungskultur“ kann sich einen dauerhaften Erinnerungsort für die Opfer des Hanauer Anschlags vorstellen, heißt es weiter. Dafür möchte man aber noch mit Stuttgarter Initiativen und den Angehörigen der Opfer reden. Mal schauen, wie lange geredet wird. Der nächste Jahrestag kommt bestimmt.
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