: Hamburgs rote Socken
■ ... freuen sich über die PDS-Werbung der CDU Von Uli Exner
Klar. Nachgedacht hat PDS-Wahlkampfmanager Andreas Grünwald schon darüber: Rote-Socken-Plakate bei der CDU zu bestellen und werbewirksam ins eigene Partei-Schaufenster an der Palmaille zu drapieren. „Ist doch ganz amüsant und lustig, fast identitätsstiftend.“
Viel Besseres als die Kampagne des CDU-Generalsekretärs Peter Hintze hätte dem vor sich hindümpelnden Hamburger Landesverband der PDS – West-Beiname: Linke Liste – drei Monate vor der Bundestagswahl kaum passieren können.
Einen sprunghaften Anstieg der Mitgliederzahlen kann Grünwald zwar nicht verzeichnen. Aber immerhin: Die Nachfrage nach Parteiprogrammen und PDS-Positionen hat kräftig angezogen, der NDR hat auch schon mal vorbeigeschaut, die 300-Mitglieder-Partei kommt wieder ins Gespräch.
Das kräftigt das Selbstbewußtsein: Drei Prozent plus X visiert Grünwald als Hamburger PDS-Ergebnis bei den Bundestagwahlen an. Bei den Europawahlen waren's noch 1,4, und das war schon das zweitbeste Wahlergebnis in den westdeutschen Bundesländern.
Da heißt's – der Sockenkampagne zum Trotz – noch reichlich ackern für Gudrun Aßmann, die die PDS-Landesliste in Hamburg anführt. Abgrenzung zur GAL ist angesagt, um jene WählerInnen für die Gysi-Truppe zu gewinnen, denen die grüne „Regierungspartei im Wartestand“ zu weit Richtung Mitte abgedriftet ist.
„Klare Oppositions-Positionen, sozialistisch per Definition“ will Aßmann rüberbringen, „keine Blauhelm-Einsätze“, „offene Grenzen“, „feministische Positionen“, „soziale Grundrechte“, „der Umgang des Staats mit den RAF-Häftlingen als Beispiel für den Umgang mit der Linken insgesamt“, „der Rechts-Entwicklung etwas entgegensetzen“. Und, natürlich, „die Aufarbeitung der linken Geschichte findet in der PDS statt“.
Hier sollen sie sich sammeln, diejenigen aus der Anti-AKW-, der Frauen-, der Soli-Bewegung, die sich frustriert abgewandt haben von der Politik und nun „in der privaten Warteschleife hängen“, wie es Grünwald ausdrückt. Ein paar ehemalige Mitglieder der DKP und der Grünen sind schon da. In Harburg, Wandsbek und Bergedorf haben sich erste Kreisverbände gegründet, die übrigen Bezirke sollen folgen.
Spätestens nach einem Wiedereinzug der PDS in den Bundestag erwartet der Landesgeschäftsführer „eine größere Bedeutung“ seiner Partei „auch im Westen“. Schließlich sei die „PDS die einzige Hoffnung für GAL und SPD, den Wechsel doch noch zu schaffen“.
Ein Satz, der bei den Christdemokraten ähnlich goutiert werden dürfte, wie das Rote-Socken-Plakat bei der PDS.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen