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Hamburgs Schulsenatorin über Volksbegehren"Da sind Ängste im Spiel"

184.000 Hamburger unterstützen ein Volksbegehren gegen die 6-jährige Primarschule. Die grüne Schulsenatorin Christa Goetsch hält an dem Projekt fest.

"Und unsere Stadt braucht dringend ein besseres Bildungssystem": Christa Goetsch. Bild: dpa
Interview von Kaja Kutter

taz: Frau Goetsch, in Hamburg haben vor einer Woche die UnterstützerInnen des Volksbegehrens gegen die Primarschule 184.000 Unterschriften gesammelt. Da ist der Schritt zum erfolgreichen Volksentscheid nicht mehr weit. Ist die Reform noch durchführbar?

Christa Goetsch: Ja. Diejenigen, die ein Volksbegehren unterschreiben, wünschen zunächst, dass es einen Volksentscheid geben soll. Der Volksentscheid selbst hat aber noch nicht stattgefunden. Aber sicher lässt uns die große Zahl der Unterschriften nicht unberührt. Wir, CDU und Grüne, werden jetzt Gespräche führen. Dabei ist eines nicht verhandelbar: die Primarschule. Das längere gemeinsame Lernen steht nicht zur Disposition. Das ist ein Kernprojekt unseres Regierungsbündnisses. Die von uns auf den Weg gebrachte neue Lernkultur, die pädagogischen Innovationen und die daran anschließenden zwei Wege zum Abitur führen zu mehr Gerechtigkeit und mehr Leistung. Und unsere Stadt braucht dringend ein besseres Bildungssystem.

Was ist denn verhandelbar?

Christa Goetsch

ist zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Schule, Berufs- und Weiterbildung in Hamburg. Seit 1995 ist sie Mitglied der Bündnisgrünen. 2002 wurde sie grüne Fraktionschefin in der Bürgerschaft.

Umsetzung und Ausgestaltung der Reform. Viele haben unterschrieben, obwohl sie nicht grundsätzlich gegen längeres gemeinsames Lernen sind. Die zum Beispiel Ängste haben, weil sie nicht wissen, wie im neuen System die Elternbeteiligung bei der Schulformwahl ausgestaltet wird.

Haben Sie Fehler gemacht? Etwa den Unmut über die Abschaffung des jetzigen Elternwahlrechts unterschätzt?

Wir haben nicht ausreichend klar gemacht, was geplant ist. Es gibt neue Formen der Leistungsrückmeldung bis einschließlich Klasse 6. Eltern werden regelmäßig über Gespräche einbezogen. Die Frage des Elternwahlrechts ist sehr emotionalisiert worden, obwohl auch bisher die Schule nach der 6. Klasse nach Leistung entscheidet.

Eltern wollen einfach weiter entscheiden dürfen, auf welche Schule ihr Kind geht.

Das sind alles Themen, die wir jetzt im Moderationsprozess erörtern werden.

Der Volksentscheid käme im Sommer 2010, kurz bevor die Reform starten soll. Das ist für die Schulen eine unhaltbare Lage. Sie wissen nicht, was kommt.

Es wird sehr deutlich sichtbar, was kommt. Schon morgen wird in der Schuldeputation über die künftigen Schulstandorte entschieden. Wir werden in den nächsten Wochen die Bildungspläne, die Stundentafeln und die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen Punkt für Punkt vorstellen. Bis zur Anmelderunde im Februar werden die Eltern wissen, an welcher Schule welche Angebote bestehen, beispielsweise Französisch ab Klasse 5.

Müsste man nicht das alles stoppen?

Nein. Die Planungen gehen normal weiter. Wir haben die Schulen in einem beispiellosen Beteiligungsprozess einbezogen. Es wäre verantwortungslos, das abzubrechen.

Aber wenn der Volksentscheid erfolgreich ist, müssen Sie das tun.

Eine Mehrheit in Hamburg ist für das längere gemeinsame Lernen, das haben Umfragen ergeben. Wichtig ist, dass jetzt alle Beteiligten zu Wort kommen. Bis jetzt, während des Volksbegehrens, kamen die Gegner zum Zug, das sind, hochgerechnet, 14 Prozent der Wahlberechtigten. Wir bekommen jetzt sehr viele Rückmeldungen von Menschen, die sagen, jetzt müssen wir deutlich machen, was für die Reform spricht.

Auch ihr Koalitionspartner, der CDU-Bürgermeister Ole von Beust, hat sich auch erneut zur Primarschule bekannt. Trotzdem: Wenn Sie den Volksentscheid verlieren, beenden die Grünen dann die Koalition?

Erst mal langsam. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo das Volksbegehren erfolgreich war. Wir werden unter Moderation von Michael Otto, der ein kluger, angesehener Hamburger ist, Gespräche mit allen Beteiligten führen. Dazu gehört die Volksinitiative, aber auch die Hamburger Handwerkskammer oder der Paritätische Wohlfahrtsverband, die sich für längeres gemeinsames Lernen aussprechen. Wir werden alle wichtigen Gruppen einbeziehen und hoffen, dass wir zu einer Lösung kommen.

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11 Kommentare

 / 
  • RS
    Robert Schneider

    @Carsten Bittner: Warum regen Sie sich so auf? Habe ich da einen Nerv getroffen.

     

    Es ist wirklich ganz einfach: unser bisheriges Schulsystem hat keinerlei "Legitimation" außer seiner Tradition.

     

    Es wurde aber in einer Zeit geschaffen, die mit den Lebenumständen des 21. Jahrhunderts nichts mehr zu tun hat. Dieses System gefährdet unseren Wohlstand und muss dringendst überarbeitet werden.

     

    Der zentrale Angelpunkt dabei ist die frühe Trennunng unserer Kinder.

     

    Sie funktioniert nicht (wie ich anhand verschiedener Untersuchungen nachwies) und führt zu einem brain-drain, den wir uns einer Wissens- und Informationsgesellschaft nicht mehr leisten können.

     

    Zur Zeit der Ständegesellschaft war es OK, wenn ein Bauernkind wieder Bauer wurde, obwohl es das Zeug zum Studieren hatte. Heute ist das nicht mehr OK, geschieht aber nach wie vor, wie im Sozialbericht des Deutschen Studentenwerkes nachlesbar: von 100 "Arbeiterkindern" schaffen es nur 23 auf die Uni. Bei Akademikerkindern sind es aber über 80.

     

    Und aus diesem einfachen Grunde, muss diese frühe Trennung abgschafft werden, wie alles, was nicht funktioniert. Eine nicht funktionierende Glühbirne tauschen Sie doch auch aus, oder?

     

     

    Alle meine Zahlen und Zitate sind belegt und nachprüfbar. Nichts davon ist "subjektiv".

     

    Anhand der Zahlen von SuSi und von DESTATIS können Sie leicht nachvollziehen, dass die Hamburger Gymnasien mindestens jeden 5., in einem Fall sogar mehr als jeden 2. Schüler auf dem Weg zum Abi "verlieren". Da ist nichts subjektives d'ran. Das ist nachprüfbares, belegtes Fakt.

     

    Bei der Expertenanhörung in der Patriotischen Gesellschaft am 2.7.2009 sprach die von der CDU benannte Sachverständige wortwörtlich von "abgebrochenen und zerstörten

    Persönlichkeiten" im Zusammenhang damit, dass die "handeln müssten", wenn ein Kind gegen die Beratung von den uneinsichtigen Eltern auf das Gymnasium geschickt würde und sie sich weigerten, es wieder 'runterzunehmen.

     

    Sie können das nachlesen unter http://www.buergerschaft-hh.de/Parldok/tcl/PDDocView.tcl?mode=show&dokid=26667&page=0. Nichts davon habe ich mir ausgedacht. Es ist eine öffentliche Äußerung einer angesehenen Pädagogik Professorin.

     

    Warum meinen Sie, das sei "subjektiv"?

     

     

     

    Die anderen Zahlen (37% in Klasse 7 nicht "gymnasial", Bandbreite von 100% in den Gymnasien) können Sie in den Protokollen der Enquete-Kommission und in den KESS 7 Untersuchungen nachlesen. Auch davon habe ich mir nichts ausgedacht oder irgendwie interpretiert. Es sind die nackten Zahlen. Wenn Sie wünschen, liefere ich die links gerne nach.

     

    Subjektiv erfahren habe ich allerdings einen Ihrer Unterschriftensammler.

     

    Dieser war zunächst nicht bereit, mir zu erklären, warum ich unterschreiben solle, denn es stünde ja alles auf dem Zettel. Als ich mir erlaubte, ihm zu widersprechen, brach er die Diskussion ab.

     

    In meinen Augen zeugt das nicht davon, dass er sich mit der Materie auseinandergesetzt hat. Sonst hätte er ja wenigstns versuchen können, mich zu überzeugen.

     

    Frau Wolters nahm es beim U-Sammeln scheinbar auch nicht so genau. Jedenfalls erweckte der Artikel im HH Abendblatt den Eindruck, man könne bei ihr gegen die Abschaffung der Notenzeugnisse unterschreiben. Davon steht aber kein Wort im Volksbegehren.

     

    Von Bekannten wurde auch berichtet, dass Patienten in Arztpraxen geradezu zum Unterschreiben genötigt wurden. Was sagen Sie dazu, Herr Bittner?

     

    Soviel zu der Seriosität dieser 180.000 Unterschriften. Meinen Erfahrungen nach: 0.

     

     

    Zu Ihrem Punkt 2: hier schreiben Sie: "Als Lösung dieses Problems schlagen sie vor, auf die Leistungsdifferenzierung nach Klasse 4 zu verzichten und alle Kinder, unabhängig von dem bis Ende des vierten Schuljahres erreichten Kenntnis- und Leistungsstand, in den gleichen Klassen und Schulen zu belassen."

     

    Habe ich das vorgeschlagen? Wann und wo?

     

    Die Tatsache der enormen Bandbreite verbietet doch geradezu eine Fortführung unseres Gleichschrittunterrichtes. Was wir benötigen ist eine Schule, die die Fähigkeiten und Kenntnisse unserer Kinder individuell fördert, anstatt ständig zu fragen "gehörst Du hierher?". Das ist eine völlig andere Unterrichtskultur.

     

    Auch darüber würde ich Ihnen gerne berichten, aber das würde den Rahmen dieses Forums wohl sprengen.

     

    Nur soviel sei gesagt:

     

    a) im Primarschulmodell sollen die Sekundarschullehrer bereits in Klasse 4 unterrichten. Diese Verzahnung von Primar- und Sekundarschule wird zumindest das Problem lösen, von dem uns Herr Dr. Scheuerl häufig berichtet: das sich viele Kinder schon in Klasse 4 der Grundschule langweilen

     

    b) in dem neuen Modell wird es kein Sitzenbleiben und kein Abschulen mehr geben. Gerade letzteres ist zur Zeit für ca. 30% der GymnasiastInnen eine Art Damoklesschwert, das 8 Jahre lang über ihnen hängt und sicher nicht zum Wohlbefinden beiträgt. In Zukunft gibt es einmal eine Entscheidung und dann bleibt es dabei. Das entlastet die Lehrer von der Pflicht, ständig über die Kinder "richten" zu müssen und die Kinder von der ständigen Angst bei der nächsten Versetzung nicht mitzukommen.

     

    Es versteht sich von selbst, dass dieses Konzept eine individuelle Förderung der Kinder erforderlich macht. Es ist kein Zufall, dass in Finnland ein Drittel der Kinder extra gefördert wird. Aber genau das sichert den Erfolg des finnischen Schulsystems.

  • CB
    Carsten Bittner

    @Robert Schneider

    Ich finde Ihren Kommentar zu meinem Beitrag aus zwei Gründen wenig überzeugend:

    1. Die Frage "Warum die Trennung unserer Kinder auf Klasse 6 verschoben werden soll?" habe ich nicht gestellt. Meine Frage lautete "Warum die Primarschulbefürwörter in Sachen sechsjährige Grundschule unbedingt anderen Bürgern und deren Kindern Ihren Willen aufzwingen wollen?". Diese Frage bleibt im Raum stehen. Sie formulieren sehr umfangreich Ihre subjektive Sicht der Dinge und leiten daraus Ihre politischen Forderungen ab. Von mir und vielen tausend anderen Hamburgern werden die Vor- und Nachteile der zur Auswahl stehenden Schulsysteme und insbesondere die Seriosität des Goetschen Reformprojektes anders eingeschätzt (auch hierfür ließen sich viele Belege zitieren) und wir leiten hieraus andere Schlußfolgerungen für die Bildungsplanung unserer Kinder ab.

    2. Auch als Antwort auf die von Ihnen selbst formulierte Frage "Warum die Trennung unserer Kinder auf Klasse 6 verschoben werden soll?" ist Ihre Erklärung weder "schnell" (wie eingangs versprochen) noch überzeugend. Zusammengefasst behaupten Sie, dass bisherige gegliederte Schulsystem sei nicht geeignet "Lerngruppen zu bilden, die ungefähr einen gleichen Leistungsstand haben und damit effizient gleichschrittig unterrichtet werden können". Als Lösung dieses Problems schlagen sie vor, auf die Leistungsdifferenzierung nach Klasse 4 zu verzichten und alle Kinder, unabhängig von dem bis Ende des vierten Schuljahres erreichten Kenntnis- und Leistungsstand, in den gleichen Klassen und Schulen zu belassen. Logisch ist dies nun wirklich nicht.

  • RS
    Robert Schneider

    @Carsten Bittner: Sie fragen, warum die Trennung unserer Kinder auf Klasse 6 verschoben werden soll.

     

    Nun, das ist schnell erklärt: die jetzige Trennung nach Klasse 4 funktioniert nicht.

     

    Jedenfalls dann nicht, wenn das Ziel ist, für den weiteren Verlauf Lerngruppen zu bilden, die ungefähr einen gleichen Leistungsstand haben und damit effizient gleichschrittig unterrichtet werden können:

     

    - 37% der Schüler in den 7. Klassen der Gymnasien zeigen keine "gymnasiale" Leistungen (gemessen am "Allgemeinen Fachleistungsindex")

     

    - an den Gymnasien reicht die Leistungs-Bandbreite (Beispiel: Lesekompetenz) von 80 bis 160 Punkte: die beste SchülerIn leistet _doppelt_ so viel, wie die schlechteste. (An den anderen Schultypen ist es noch viel schlimmer)

     

    - "homogene" Lerngruppen sind offensichtlich nicht herstellbar

     

    - folgerichtig werden zwischen Klasse 5 und 13 von den Gymnasien zwischen 20 und 50% der Schüler wieder abgeschult - Frau Prof. Ellgar-Rüttgardt sprach in diesem Zusammenhang von "abgebrochenen und zerstörten Persönlichkeiten"

     

    - der massive Brain-Drain, den dieses Schulsystem - dessen Konstruktion auf die Ständegesellschaft des Mittelalters zurückgeht - hat dazu geführt, dass das _komplette_untere_Perzentil_ der Hamburger Schüler unterhalb anderer Länder (bspw. Finnland) liegt: 10% aller Hamburger Schüler sind _schlechter_ als _jeder_finnische_Schüler_.

     

    - Auf der anderen Seite gelingt auch eine Förderung der Besten im gleichschrittigen System nicht: das komplette obere Perzentil Finnlands ist jenseits aller Hamburger Schülerleistungen: 5% aller finnischer Schüler sind besser als _jeder_Hamburger_Schüler_ - inklusive Johanneum, Christianeum und Wilhelm-Gymnasium. Das ist eine ganz andere Liga!

     

    - Von 100 Kindern aus akademischen Familien, die in Klasse 1 anfangen, schaffen es 83 bis in die Uni, aber nur 23 "Arbeiterkinder". (Sozialerhebung des

    Deutschen Studentenwerkes

    - http://www.studentenwerke.de/pdf/Kurzfassung18SE.pdf).Das kann ja wohl nicht nur an mangelnder Intelligenz/Begabung/Bildbarkeit der "Arbeiterkinder" liegen, oder?

    - Prof. Struck bemerkt denn auch im Welt-Interview:

    "Längere Grundschulen nützen vor allem intelligenten Kindern aus erziehungsschwachen Familien." (http://www.welt.de/hamburg/article5294217/Elternwahlrecht-sollte-erhalten-bleiben.html)

     

    Und das ist, worum es in der Reform geht: Jeder SchülerIn die für sie/ihn bestmögliche Bildung zu geben, die für dieses Kind erreichbar ist. Unabhängig vom sozialen Status, Bildungs-Engagement usw. seiner Familie.

     

    Das kann ein System, in dem Kinder auf Grund fragwürdiger Einschätzungen im Alter von 10 Jahren aufgeteilt werden, nicht leisten.

     

    Das Vernünftigste wäre natürlich, überhaupt keine Trennung zu versuchen. Aber das geht ja scheinbar "politisch" nicht.

  • CB
    Carsten Bittner

    Vielleicht können die Primarschulbefürworter einmal erklären, warum Sie in Sachen sechsjährige Grundschule unbedingt anderen Bürgern und deren Kindern Ihren Willen aufzwingen wollen? Uns Schulreformgegnern ist dieser missionarische Eifer fremd. Wir wollen niemand davon abhalten, für sein Kind eine sechsjährige Primarschule oder auf Wunsch auch eine zehn- bis zwölfjährige Gesamtschule zu wählen. Wir wollen mit unseren Kindern aber auch nicht in ein von anderen Leuten ausgewähltes bildungspolitisches Korsett gepresst werden, dass uns und vor allem unseren Kindern nicht passt. In der Schulbildung gibt es keine einfachen Wahrheiten und jedes Kind hat seine individuellen Bedürfnisse. Das Elternwahlrecht muss sich daher auch auf die Frage erstrecken, ob für die Kinder ein vier- oder sechsjähriger Grundschulzug gewählt wird.

    Eine Primarschule auf freiwilliger Basis ist konsensfähig. Wenn Frau Goetsch aber weiterhin an der zwangsweisen Einführung festhalten will, dann bleibt nur der Volksentscheid.

  • KF
    Kalle Fritz

    Jede Schulreform, die mit der Brechstange durchgesetzt werden muss, weil Teile der Bevölkerung sie nicht akzeptieren, wird scheitern. Das mussten zuletzt die Union in Hessen und die CSU in Bayern lernen.

    Frau Goetsch hat das noch nicht verstanden,- dabei gibt es Kompromisswege, ohne alle in eine Schule für alle pressen zu müssen.

  • GP
    G. Petrich

    Ich las hier gerade:

    "Die FAZ schreibt: "Wirklich beängstigend ist eine Stadtregierung, die dem Volk Bürgernähe mit plebiszitärer Aufgeschlossenheit und riesengroßen Wahlzetteln vorgaukelt, aber auf stur schaltet, wenn das Volk der Weisheit seiner Ratschlüsse nicht folgen mag. ... Sie sollten sich ein anderes Volk wählen."

    Dem ist nichts hinzuzufügen."

     

    Doch ... 14% sind nicht "das Volk".

    Bisher hatten die Reformbefürworter keine Möglichkeit, ihre Stimme zu erheben, und deutlich zu machen, wie viele HINTER der Schulreform stehen.

     

    Ich sehe dem Volksentscheid gelassen entgegen.

    Spannend wird allerdings, wie die Popularen dann ihre Niederlage verargumentieren werden.

  • Z
    zukunft61

    Die Reform als zu teuer einzustufen (Mail von Frau Otto) ist m.E. Populismus.

    1.Wir müssen Geld ausgeben, weil es um eine gute Ausbildung aller unserer Kinder geht.

    2.Um ein breites Angebot in der Primarschule vorhalten zu können ist eine Dreizügigkeit erforderlich. Diese Diskussion ist übrigens nicht neu. Schon 1999 wurde von der damaligen Behörde ein Vorstoß gemacht, kleine Grundschulen zu schließen, dies wurde dann verschoben- ist aber nach wir vor Stichwort "Vielfalt" eine berechtigte Forderung- dieses Geld kann an anderer Stelle gut eingesetzt werden!

    3. Wenn schon Reform dann richtig- unverständlich allerdings, dass Frau Otto wie viele andere ihren Blick nur auf die Stadtteilschule legen. Das heißt zugleich, dass beim Gymnasium alles so bleiben soll. Eine Farce! Gymnasien arbeiten Stand heute uneffektiv, weil sie eine Vielzahl von Schülern verlieren.

    4. Deshalb: wenn Reform dann richtig- für alle Kinder und alle Schulformen!

  • GS
    Guillermo Steinhagen-Cupé

    So, so: "Viele haben unterschrieben, obwohl sie nicht grundsätzlich gegen längeres gemeinsames Lernen sind." Frau Goetsch kann schon in die Köpfe der Hamburgerinnen und Hamburger gucken. Dümmer geht's nimmer.

     

    Die FAZ schreibt: "Wirklich beängstigend ist eine Stadtregierung, die dem Volk Bürgernähe mit plebiszitärer Aufgeschlossenheit und riesengroßen Wahlzetteln vorgaukelt, aber auf stur schaltet, wenn das Volk der Weisheit seiner Ratschlüsse nicht folgen mag. ... Sie sollten sich ein anderes Volk wählen." Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • E
    erzürnter

    Als Vater oder Mutter eines Sohnes ohne Vermögen oder größerem Einkommen MUSS man leider gegen diese so genannte Reform stimmen.

    Die mittlerweile erhebliche Diskriminierung von Jungen im Bundesdeutschen Bildungssystem gibt verantwortlichen Eltern überhaupt keine andere Wahl, so lange diese totalitäre Manie der GAL anhält, den Bildungsweg oktroyieren zu wollen. So lange Jungen bei gleichen Leistungen schlechtere Noten erhalten bzw. bei gleicher oder besserer Leistung seltener eine Gymnasialempfehlung via Lehrerkonferenz erhalten, dazu noch der übers erträgliche Maß feminisierte Lehrkörper an Grundschulen.......ist diese so genannte Reform nur Mittel zur weiteren Ideologisierung unserer Schulen.

     

    Insbesondere Eltern von Jungen werden diese auf Privatschulen schicken müssen, obwohl dies nie erwünscht oder geplant war oder ist, um dieser strukturellen Diskriminierung von Jungen zu entgehen. Ich persönlich kenne 4 Familien die entweder fort ziehen oder eine Privatschule nutzen müssen.

     

    Wenn ich lese „Lehrerinnen und Lehrer werden zu Lernberatern.“, (Zitat von der Seite schulreform.

    Hamburg.de), da muss man sich doch an den Kopf fassen.

     

    Und wenn man bedenkt wie hoch der Preis für dieses ideologisierte Lernkonzept ist, nämlich den Machterhalt der CDU in Hamburg mit allen negativen Konsequenzen auf Landesebene sowie Bundesebene; da muss man nur ein paar Stichworte fallen lassen, Hafencity, Ausverkauf, HSH, Krankenhäuser, Pflegeheime, Kohlekraftwerk, Internetzensur, Sozialabbau usw. dann müsste die GAL/Die Grünen eigentlich politisch tot sein, denn gravierender kann man seine Ideale schon nicht mehr verschachern.

    Sorry, auch wenn einige Ansätze Gut sind, wird es wohl bei dieser Führung nur eine völlig missglückte Kopfgeburt, für das die Kinder und Eltern zahlen müssen.

    Die Frau Goetsch kann dann ja wieder an einer katholischen Schule unterrichten....

  • IO
    Iris Otto

    Viele Grundschuleltern sind aus ganz anderen Gründen gegen die Primarschule: Hamburgs Grundschulen sind zu klein für diese Reform, Eltern lehnen zwei Standorte und vollgestopfte Primarschulen ab, die unter Zwang 3-zügig sein müssen. Da ist nicht Angst im Spiel, sondern genaue Kenntnisse der Reform und des Schulentwicklungsplans. U.a. auch deshalb ist das Volksbegehren so erfolgreich. Merkwürdigerweise redet nur keiner darüber.

     

    Die Primarschulen, die an einem Standort dreizügig sein wollen (74), sind entweder bisherige HR- oder Gesamtschulen (10), oder haben Zubaubedarf (48) oder nutzen Räume an umliegenden Schulen mit (18).

     

    Wenn Reform, dann richtig und gar keine Selektion, weder nach Klasse 4 noch nach 6. Doch das trägt Hamburg nicht mit. Die aktuelle Reform ist Murks, kostet viel, bringt wenig. Warum nicht bei 4 Jahren Grundschule bleiben und richtig tolle Stadtteilschulen machen?

  • P
    pisa

    Ich bin wahrhaftig kein Freund dieser Hamburger Koalition, aber dieses Projekt(trotz vieler Mängel) ist meiner Meinung nach seit langem mal, ein Schritt in die richtige Richtung. Die Kritik an der Abschaffung des Elternwahlrechts, kann ja nur von den Eltern kommen, deren Kinder die Gymnasialempfehlung nicht erreicht haben...(Merkwürdigerweise ist das immer ein Argument der Eltern Einkommensreicher Schichten,trauen die ihren Kindern so wenig zu ?!) Es wird von dieser Seite immer argumentiert, dass Lehrer(innen) die Kinder falsch beurteilt haben. Mag ja sein, aber es müsste doch möglich sein dieses Argument statistisch zu bestätigen bzw. zu entkräften: Wenn es denn die Schüler nicht sind , die das Gymnasium nach der Orientierungsstufe dann ist doch alles klar, oder vice versa..